Artikel teilen:

Vorschläge für besseren Kinder- und Jugendschutz im Netz gesucht

Für Kinder und Jugendliche gehört die digitale Welt zum Alltag. Doch auf was sie dort treffen und wie lange sie dort sind, birgt Risiken. Eine Expertenkommission soll nun Vorschläge für mehr Schutz erarbeiten.

Kinder und Jugendliche sollen in der digitalen Welt besser geschützt werden. Dazu hat die Bundesregierung eine Expertenkommission berufen, die ab Herbst binnen zwölf Monaten konkrete Empfehlungen erarbeiten soll, wie Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) am Donnerstag ankündigte. Es gehe darum, Kinder und Jugendliche effektiv zu schützen und ihnen zugleich digitale Teilhabe zu ermöglichen, betonte Prien.

“Wir alle wissen, dass Kinder und Jugendliche längst auch in einer digitalen Welt leben”, sagte Prien. Doch mit allen Chancen gingen erhebliche Risiken einher. Das gelte für die digitale wie für die analoge Welt. Auf der einen Seite verbrächten Kinder und Jugendliche immer mehr Zeit im Netz, im jugendlichen Alter zwischen gut 30 und 60 Stunden in der Woche. Das könne das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigen, so die Ministerin.

Auf der anderen Seite sei es ein gesamtgesellschaftliches Versäumnis, dass Kinder und Jugendliche in den digitalen Räumen in weiten Teilen ungeschützt seien. Prien nannte beispielhaft Cybermobbing und Radikalisierung aller Art als Gefahren. “Antisemitismus, Rassismus und Frauenverachtung in den Sozialen Netzwerken nehmen ein Ausmaß an, das mich wirklich entsetzt”, so die Bundesfamilienministerin. Auch sexualisierte Gewalt sei ein riesiges Thema.

Die Co-Vorsitzende der Kommission, die ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Nadine Schön, bekräftigte, dass Kinder und Jugendliche selbstverständlich im digitalen Raum aufwachsen sollten, aber in einem sicheren Umfeld. Die Krux sei, dass die Entwicklung sehr dynamisch und der Gesetzgeber als regulierende Kraft deutlich langsamer sei.

Zweiter Vorsitzender der Kommission ist der Kieler Bildungsforscher Olaf Köller. Er verwies insbesondere auf die gesundheitlichen Risiken für Kinder und Jugendliche infolge einer übermäßigen Bildschirmzeit. Die Empfehlungen sollten am Ende “so konkret wie möglich sein”, versprach Köller. Wichtig sei es, Bildungseinrichtungen wie Schulen oder Nachmittagsbetreuungen in den Blick zu nehmen. Bei der Frage von möglichen Verboten oder Einschränkungen digitaler Geräte an Schulen gelte es abzuwägen, was wirklich wirksam sei, betonte der Forscher. Die Nationalakademie Leopoldina hat beispielsweise jüngst ein Nutzungsverbot Sozialer Medien für Kinder unter 13 Jahren empfohlen.

Arbeitsauftrag für die 16 Expertinnen und Experten und zwei Vorsitzenden ist es, eine Strategie für den Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt mit konkreten Handlungsempfehlungen für alle Akteure – Bund, Länder und Zivilgesellschaft – zu erarbeiten. Zunächst gehe es um eine Bestandsaufnahme und dann um Handlungsempfehlungen wie Altersgrenzen, sagte die Ministerin.

Die Bundesländer wolle sie dabei eng einbeziehen, so Prien weiter. Ebenfalls eingebunden werden die Unabhängige Missbrauchsbeauftragte, der Suchtbeauftragte sowie der Kulturstaatsminister. Und natürlich gehe es in einer sehr dynamischen Welt auch um Entwicklungen auf europäischer Ebene. “Aber alleine Regulierung wird nicht reichen”, meinte die Ministerin. Eltern, Bildungseinrichtungen und weitere zivilgesellschaftliche Akteure seien ebenso gefragt.