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Von Klimakonferenz bis Amerika-Gipfel: Absagen aller Art

Vom “Flop30” bis zur Absage des Amerika-Gipfels. Der Wurm ist drin in den multilateralen Konferenzen. Die Differenzen sind zu groß, die Gemeinsamkeiten werden immer weniger.

Akribisch notierten die Medien weltweit die Zahl der anwesenden Staats- und Regierungschefs beim Klima-Gipfel Ende vergangener Woche im brasilianischen Belém. Das Nachbarland Kolumbien dagegen kämpfte beinahe zeitgleich mit einer Absagenflut. Die dortige Regierung wollte am Sonntag und Montag Spitzenpolitiker aus der EU und Lateinamerika zum EU-CELAC-Gipfel in die Hafenstadt Santa Marta zusammenbringen. Doch von den 60 Staats- und Regierungschefs hatten laut kolumbianischem Außenministerium nur zwölf zugesagt. Und selbst davon erschienen laut einem Bericht von CNN nur neun. Auch der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) verzichtete auf die Reise, prominentester Vertreter war Brasiliens Präsident Luis Inacio Lula da Silva.

Aus diplomatischen Kreisen war zu erfahren, dass viele Regierungschefs vom rüden Umgangston des kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro gegenüber Israel abgeschreckt waren Zudem lieferte sich Petro zuletzt verbale Scharmützel mit US-Präsident Donald Trump, Argentiniens Präsident Javier Milei und El Salvadors Staatsoberhaupt Nayib Bukele. Vielleicht scheuten viele Europäer auch eine klare Positionierung zu den Attacken des US-Militärs auf Drogenboote aus Venezuela und Kuba auf offenem Meer.

Umgekehrt war von den linken Staatschefs wenig Kritik an den drei Linksdiktaturen aus Kuba, Venezuela und Nicaragua zu hören. Ein Plakat, das die Freilassung von politischen Gefangenen in den drei Ländern forderte, soll nach kolumbianischen Medienberichten in Santa Marta von der Polizei entfernt worden sein.

Während Lula da Silva einen kurzen Abstecher von der am Montag startenden Weltklimakonferenz COP30 in Belém nach Santa Marta machte, berichten die brasilianischen Medien über die schwachen Teilnehmerzahlen der politischen Prominenz. Das brasilianische Magazin “Veja” fragt bereits, ob die Klima-Konferenz nicht in “Flop30” umbenannt werden müsse Das Portal Poder 360 berichtet, nur 31 Staats- und Regierungschefs seien nach Belém gekommen, die niedrigste Zahl seit 2019.

Bei der COP29 in Baku seien es noch 61 gewesen, bei der COP28 in Dubai sogar 139. Auch die Berichte über fehlende Unterkünfte und Hotels in Belém dürften ihren Teil zur Zurückhaltung beigetragen haben. Die wenigen Zimmer, die es gibt, sind nur zu horrenden Preisen zu bekommen.

Irgendwie passt dazu, dass nun ein weiteres Spitzentreffen in Lateinamerika nicht wie eigentlich vorgesehen stattfindet. “Nach einer sorgfältigen Analyse der Lage in der Region hat die dominikanische Regierung beschlossen, die Abhaltung des zehnten Amerika-Gipfels auf das nächste Jahr zu verschieben”, teilte das Außenministerium der Dominikanischen Republik mit. “Diese Maßnahme wurde mit unseren engsten Partnern abgestimmt, darunter die Vereinigten Staaten, die dieses Forum ursprünglich ins Leben gerufen haben, und andere wichtige Länder”. Geplant war der Amerika-Gipfel eigentlich für den Dezember im dominikanischen Punta Cana.

Chronischer Zankapfel ist die Teilnahme der drei linksautoritären Staaten Kuba, Nicaragua und Venezuela. Lateinamerikas demokratische Linke ist dafür, die USA und andere rechte Regierungen Lateinamerikas dagegen. Weil Kuba zum Beispiel nicht zur letzten Auflage in die USA eingeladen wurde, schlug Mexikos damaliger Präsident Andres Manuel Lopez Obrador die Einladung des Gastgebers Joe Biden aus. Dieses Mal sagte seine Nachfolgerin Claudia Sheinbaum aus dem gleichen Grund ihre Teilnahme in der Dominikanischen Republik ab.

Unterdessen steht auch über dem G20-Gipfel in Südafrika ein schlechter Stern. US-Präsident Donald Trump wirft den Gastgebern vor, Menschenrechtsverletzungen zu dulden, weil weiße Farmer getötet würden. Die Regierung in Südafrika weist das zurück. Derzeit sieht es so aus, dass kein US-Repräsentant nach Johannesburg reist. Der Gipfel ist am 22. und 23. November geplant. Der Raum für direkte Dialoge der Staats- und Regierungschefs miteinander wird damit wieder ein Stückchen kleiner.