Von Monika Herrmann
Seit rund einem Jahr lebt Helga Behrend mit der Diagnose Demenz. Die 78-Jährige, die in Wirklichkeit anders heißt, schämt sich, über ihre Krankheit zu sprechen. Die Nachbarn sollen es nicht wissen, die Frauen im Seniorenkreis auch nicht, nur der Tochter vertraut sie sich an. Die hat ihre Mutter inzwischen zu sich in die Wohnung genommen und will sie auch pflegen, wenn die Krankheit schlimmer wird. „Tagsüber ist meine Mutter leider ganz allein“, sagt sie und freut sich deshalb über das Angebot einer ehrenamtlichen stundenweisen Betreuung. Mal rausgehen, im Café sitzen, alte Fotoalben anschauen, vielleicht ein Friseurbesuch? Das wäre hilfreich für Helga Behrend und solche Aufgaben soll nun in Zukunft eine ehrenamtliche Betreuerin übernehmen.
An der Seite derer, die Hilfe brauchen
Die Idee dieser unkonventionellen Hilfe entstand in Evas Arche, dem ökumenischen Frauenzentrum in Berlin-Mitte. Das Projekt ist ganz neu und soll ein Angebot von Frauen für Frauen sein. So wie es scheint, trifft es genau die Bedürfnisse der Kranken, ihrer Angehörigen, aber auch die der ehrenamtlichen Helferinnen. Susanne Bodemann hat Erfahrung mit solchen ehrenamtlichen Einsätzen. Die Sozialarbeiterin koordinierte in der Arche auch in der Vergangenheit immer wieder Projekte, in denen alte, oft einsame Frauen begleitet wurden. Weil das letzte Projekt dieser Art nun ausgelaufen ist, haben sie und ihre Kolleginnen MOBILE gegründet. Typisch für die Arbeit der Arche. Immer sind die Mitarbeiterinnen an der Seite derer, die Hilfe brauchen. „Wir sind ein Frauenzentrum und von daher wenden wir uns natürlich in erster Linie an Frauen“, sagt die Sozialarbeiterin. Klar, aber von MOBILE profitieren im weitesten Sinn natürlich auch Männer: Söhne zum Beispiel oder Ehemänner, die sich für ihre kranke Mutter oder Frau verantwortlich fühlen. Menschen, die an Demenz oder auch einer psychischen Krankheit leiden, überfordern oft ihre Angehörigen. „Diese Krankheiten sind eben anders als eine Gehbehinderung oder ein schwaches Herz.“
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