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Von der Nächstenliebe zurück zur Vernunft

UK 49/2015, Leitartikel (Seite 1: „Eine einfache Botschaft“)
Die Artikel des Chefredakteurs von UK, Gerd-Matthias Hoeffchen, geben immer wieder Anlass zu der Frage, wessen Meinung er in seine Darstellungen einfließen lässt, seine persönliche oder etwa auch die Mehrheitsmeinung der übrigen Redaktionsmitglieder? Die Frage wird vor dem Hintergrund seiner doch außerordentlich schlichten Sätze im Artikel „Eine einfache Botschaft“ gestellt. Armut und Reichtum gab es doch, seit die Menschheit besteht. Und Jesus prangert doch nicht den Reichtum an sich als Quelle allen Übels an, sondern den herzlosen Umgang mit den materiellen Gütern. Und ist Gerd-Matthias Hoeffchen wirklich der Meinung, dass die Situation in der arabischen Welt („..die Welt ist in Aufruhr…“) eine wesentlich bessere wäre, wenn die USA den Irakkrieg nicht vom Zaum gebrochen hätten?!
Und zeigen nicht etwa die weit im zweistelligen Milliardenbereich sich befindenden Spenden der bundesrepublikanischen Bevölkerung, dass es viele Bürger gibt, die bereit sind, von ihrem Wohlstand abzugeben?! Und ist es nicht so, dass nach der Einführung der Reichensteuer – etwa in Frankreich durch die dortige sozialistische Regierung – der Effekt nur der einer noch höheren Staatsverschuldung war?
Und eine weitere Frage: Die Bevölkerung des afrikanischen Kontinents wird voraussichtlich bis 2030 auf 1,3 Milliarden Menschen anwachsen. Von diesen Menschen sollen nach heutigen Schätzungen mehr als 100 Millionen ausreisewillig sein, weil sie im afrikanischen Kontinent keine Zukunftsperspektiven mehr sehen. In welche Länder werden diese Menschen wohl drängen?!
Wann müssen auch wir Christen loslassen von der reinen Betrachtungsweise der notleidenden Flüchtlinge ausschließlich im Sinne der Nächstenliebe ( … was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan….)? Muss uns tatsächlich erst die quantitative Seite des Problems zwingen, zur Vernunft zurückzukehren, dann aber hoffentlich nicht zu spät und unter der Erkenntnis, dass wir selber auf die weitere Entwicklung kaum noch Einfluss nehmen können, weil dann andere bestimmen…
Gerd Gräwe, Unna

Meinungsartikel in UK – also  Leitartikel und Angemerkt (Seite 1) sowie die Kommentare (Seite 5) – geben Meinung und Sicht des namentlich genannten Autors bzw. der Autorin wieder. Sie sind ausdrücklich als Einladung an die Leserinnen und Leser gedacht, die eigene Haltung daran zu schärfen, gern auch im Widerspruch dazu. Die Redaktion