Beim Verwaltungsgericht Gießen sind im vergangenen Jahr rund 1.900 Asylverfahren eingegangen. Das waren etwa 400 mehr als im Jahr 2022, aber deutlich weniger als 2017, als 7.500 Asylverfahren eingingen. 2024 rechne man mit einem Anstieg, sagte der Vizepräsident des Gerichts, Helmut Schmidt, am Mittwoch bei einem Jahrespressegespräch in Gießen. Seit dem 1. Januar sei das Gießener Verwaltungsgericht in Hessen zentral für alle Asylverfahren zuständig, mit Ausnahme von Antragstellern aus zehn Herkunftsländern, darunter Afghanistan, Syrien und die Türkei.
Hintergrund sei die Überlegung, wie Asylverfahren in Hessen beschleunigt werden können, erläuterte Schmidt. Die Konzentration in Gießen bedeute eine Stärkung und eine „nachhaltige“ Sicherung des Standorts. Das Gießener Gericht weise bei den Asylverfahren „weit unterdurchschnittliche“ Verfahrensdauern auf – im vergangenen Jahr waren es im Schnitt 20 Monate. Alle zehn Kammern des Gerichts seien mit Asylverfahren befasst.
Insgesamt gingen nach Angaben des Gerichts bei den fünf erstinstanzlichen Verwaltungsgerichten in Hessen zwischen dem 1. Januar und dem 30. September 2023 etwa 5.300 Asylverfahren ein. Hinzu kamen hessenweit knapp 5.100 klassische Verfahren.
Vor einem halben Jahr habe das Gießener Verwaltungsgericht die elektronische Akte eingeführt, was eine „immense Verfahrensbeschleunigung“ zur Folge habe, berichtete der Vizepräsident. Ein Sitzungssaal sei zudem für Videoverhandlungen ausgestattet.
Das Verwaltungsgericht Gießen ist nach dem Verwaltungsgericht Frankfurt, das zwölf Kammern aufweist, das zweitgrößte in Hessen. Aktuell sind 74 Menschen beschäftigt, darunter 34 Richter und Richterinnen. Die Stelle des Präsidenten ist zurzeit vakant.