Neustadt am Rübenberge. „Wir haben lange hin und her überlegt“, sagt Pastor Dirk Heuer. Denn für die Gemeinde bedeutet die Beteiligung an der Dorferneuerung in Hagen, einem Stadtteil von Neustadt am Rübenberge, einen „großen Schritt“. Die Neugestaltung der Dorfmitte wird erst durch den Verkauf des Gemeindehauses der Kirche an den Verein „Dorfgemeinschaft Hagen“ möglich gemacht.
Die Gemeinde wird selbst zum Mieter
Nicht alle Gemeindemitglieder begrüßen diese Entscheidung. Auf der Gemeindeversammlung im Oktober vergangenen Jahres habe es kritische Anfragen gegeben, sagt Pastor Heuer. Die Kirche gebe etwas aus der Hand, was über Jahrhunderte gewachsen sei, habe es vonseiten der Kritiker geheißen. Doch aus seiner Sicht gibt es keine Alternative. „Die Räumlichkeiten sind zu groß.“ Schon jetzt sei das Gemeindehaus zu mehr als der Hälfte ungenutzt. Es sei zu erwarten, dass diese Lücke noch größer werde.
Die Umgestaltung sieht der Pastor deswegen als Chance für seine rund 1.800 Mitglieder zählende Gemeinde, die neben Hagen auch die Dörfer Borstel, Nötke und – als eigene Kirchengemeinde – den Nachbarort Dudensen umfasst. „Uns ist das Konzept nahe. Wir wollen unser gemeinwesenorientiertes Profil weiterentwickeln“, sagt Pastor Heuer.
Gemeindehaus wird zum Mehrzweckgebäude umgebaut
Der Plan zur Dorferneuerung sieht vor, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zur Jakobuskirche, direkt im Zentrum des 1500-Einwohner-Örtchens, bis Ende kommenden Jahres ein Seniorenheim und ein Kindergarten entstehen. Das ehemalige Gemeindehaus soll saniert und zu einem Mehrzweckgebäude mit großem Saal, Küche und Gemeindebüro umgebaut werden. „Es gibt schon viele Ideen, wie wir das neue Gebäude nutzen können“, schwärmt Frank Hahn, der Vorsitzende des Vereins Dorfgemeinschaft Hagen, der das Projekt in der Hand hat.
So könnten dort Landfrauen mit Kindern kochen oder die Dorfbewohner Mittag essen. Die Baumaßnahmen in Hagen sind Teil einer umfassenderen und einige Millionen schweren Dorferneuerung im Mühlenfelder Land.
Vorsichtiges Herantasten an eine neue Situation
Für den Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf sei die Dorferneuerung und die eigene Beteiligung ein „Pilotprojekt“, sagt Superintendent Michael Hagen auf die Frage, wie die Kirche künftig ihre Gebäude nutzen könne. „Wir tasten uns an eine neue Situation heran. Die Kirche soll sich gerade nicht zurückziehen, sondern wir wollen unsere Arbeit langfristig sichern.“ Mit dem Verein sei dazu ein verlässlicher Partner gefunden.
Eine andere Variante hat die Nachbargemeinde Dudensen, die Pastor Heuer ebenfalls betreut, vor mehr als zehn Jahren vollzogen: Das Gemeindehaus dort wurde verkauft und die mittealterliche Kirche so umgestaltet, dass sie flexibler genutzt werden kann.
Jetzt verhandelt der Verein Dorfgemeinschaft Hagen mit dem Landeskirchenamt in Hannover über die Nutzungsbedingungen. Bis 31. Oktober 2021 müssen die Pläne umgesetzt sein.