Die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) hat Protein-Produkten als überteuert und unnötig kritisiert. In einem Marktcheck mit 14 Protein-Produkten wurden zwar im Schnitt zwei- bis dreimal so viel Eiweiß wie bei herkömmlichen Lebensmitteln festgestellt, aber gleichzeitig auch viel Zucker, Süßungsmittel, Zusatzstoffe und Aromen nachgewiesen, wie die Verbraucherzentrale am Donnerstag mitteilte. Zudem seien die Protein-Produkte der Stichprobe im Schnitt 88 Prozent teurer als ihre herkömmlichen Gegenstücke, Spitzenreiter des Checks sei der „YoPRO High Protein Drink Erdbeer-Himbeer“ von Danone, der mehr als das Dreifache eines normalen Joghurtgetränks koste.
„Es besteht überhaupt kein Anlass, die notwendige Eiweißmenge mit überteuerten und hochverarbeiteten Protein-Produkten zu decken“, sagte VZHH-Ernährungsexpertin Frederike Rauer. Die Versorgung mit Eiweiß sei zum größten Teil mit natürlichen Eiweißquellen wie Nüssen, Hülsenfrüchten, Milchprodukten oder anderen tierischen Lebensmitteln möglich.
Doch im Handel seien Eiweiß-Produkte vom Riegel, Pudding bis zur Pizza im Trend. „Protein gilt als gesund und wird mit Muskelaufbau und Fitness assoziiert“, sagte Rauer. Dieses positive Image würden viele Hersteller gezielt nutzen. „Für die Produkte wird mit der Extraportion Protein geworben, doch oft bezieht sich die angegebene Menge auf die gesamte Packung“, sagte die Expertin. Dadurch würden viele Produkte eiweißreicher wirken, als sie sind.
Bei manchen Produkten der Stichprobe stehe die ausgelobten Eiweißmengen in keinem ausgewogenen Verhältnis zum Zuckergehalt. So enthalte der Proteinriegel von „Mars“ 10 Gramm Protein, aber auch 18 Gramm Zucker. Der Hinweis auf zusätzliches Protein soll davon ablenken, dass einige Lebensmittel eigentlich ungesund seien. Um den Zuckergehalt zu reduzieren, würden einige Anbieter auf Süßstoffe oder Zuckeralkohole setzen. Dabei können Süßstoffe laut VZHH die Darmflora negativ beeinflussen.
Im Schnitt würden die untersuchten Produkte fünf Zusatzstoffe enthalten – rund zwei mehr als die Vergleichsprodukte, hieß es. Besonders auffällig seien das „High Protein Küchlein Schokino“ von Dr. Oetker und der „High Protein Quarkriegel“ von Milbona mit jeweils neun Zusatzstoffen. Auch Aromen würden häufig verwendet. Rauer: „Statt echter Vanille oder frischer Früchte verwenden die Hersteller künstliche Alternativen, weil sie deutlich billiger sind.“