Supermärkte und Discounter fördern mit ihren Werbeprospekten ungesunde Essgewohnheiten. Lebensmittel, die laut Ernährungspyramide zu bevorzugen sind, würden darin zu selten beworben, stattdessen fände sich in den Blättern oft Werbung für Lebensmittel, die nur in Maßen verzehrt werden sollten, teilte die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) am Donnerstag mit. „Derzeit setzen die Unternehmen völlig falsche Anreize“, kritisierte Jana Fischer von der VZHH. Es sei „höchste Zeit, dass der Handel seiner Verantwortung gerecht wird und Kundinnen und Kunden wirklich dabei unterstützt, sich gesund und nachhaltig zu ernähren“.
Die Verbraucherschützer untersuchten in den Monaten Mai, Juni, Juli und August insgesamt 3.457 Abbildungen in Werbeblättern von Aldi Nord, Edeka, Kaufland, Lidl, Penny und Rewe. 45 Prozent der beworbenen Lebensmittel sind laut VZHH nicht empfehlenswert. So entfielen auf Genusswaren wie Süßigkeiten, Snacks, süße Getränke und Alkohol, die laut Verbraucherzentrale nur in kleinen Mengen bzw. im Fall von Alkohol besser gar nicht konsumiert werden sollten, 30 Prozent der Abbildungen. Auf Fleisch- und Wurstprodukte entfielen 15, auf Obst und Gemüse 10 Prozent, dabei würden Ernährungsexperten eine überwiegend pflanzliche Ernährung empfehlen. Auch Brot, Getreide, Kartoffeln und andere Beilagen seien mit einem Anteil von 5 Prozent nur selten in den Prospekten vertreten.
Aldi und Penny warben laut VZHH im Untersuchungszeitraum mit einem Anteil von 20 Prozent besonders häufig für Süßes und Snacks. Spitzenreiter bei den alkoholischen Getränken ist Kaufland mit einem Anteil von 14 Prozent. Bei Lidl entfielen 18 Prozent der Abbildungen auf Fleisch und Wurst, aber nur 7 Prozent auf Obst und Gemüse, kritisierte die Verbraucherzentrale. Rewe sei der einzige Händler, der im Untersuchungszeitraum mehr für Obst und Gemüse (18 Prozent) als für Fleisch- und Wurstprodukte (13 Prozent) geworben habe.
42 Prozent der beworbenen Lebensmittel wurden laut Untersuchung als preisreduziert dargestellt. Über die Hälfte (58 Prozent) fiel in die Kategorien Süßes und Snacks, Fleisch sowie alkoholische Getränke. Zugleich seien in den Prospekten aller Händler nur wenige Lebensmittel mit Bio-Siegel (8 Prozent) oder Fair-Trade-Label (1 Prozent) zu finden, kritisierte die VZHH.