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Verband warnt vor Versorgungslücken beim Strom

Das Solar Cluster Baden-Württemberg kritisiert die Bundesregierung für eine nach unten korrigierte Prognose des künftigen Strombedarfs. Statt bis zu 700 Terawattstunden (TWh) pro Jahr sollen es im Jahr 2030 nur noch knapp 600 TWh sein, heißt es in einer Mitteilung vom Donnerstag. Der Verband wirft der Koalition vor, damit den Umstieg auf erneuerbare Energien zu bremsen und die Versorgungssicherheit und das Erreichen der Klimaziele zu gefährden.

Die neue Regierungsprognose von 590 TWh für 2030 widerspricht laut Solar Cluster den Einschätzungen von Fachinstituten. Die Denkfabrik Agora Energiewende rechnet mit mindestens 700 TWh, andere wissenschaftliche Prognosen liegen bei 650 bis 710 TWh. Die Regierung begründet ihre niedrigere Annahme mit dem gesunkenen Verbrauch in den krisengeprägten Jahren 2021 bis 2023. Das Solar Cluster sieht dagegen keine dauerhafte Trendwende.

Künftige Entwicklungen würden den Strombedarf deutlich steigern, hieß es. Allein für den Betrieb von Rechenzentren und KI-Anwendungen werde ein Anstieg von heute rund 20 TWh auf bis zu 88 TWh bis 2045 erwartet. Die Kühlung von Gebäuden könnte zukünftig über 50 TWh erfordern. Das Ziel von 15 Millionen E-Autos bis 2030 würde einen zusätzlichen Bedarf von rund 37 TWh bedeuten.

Andreas Schlumberger, Geschäftsführer des Solar Clusters, warnt vor den Folgen der reduzierten Prognose: „Wer den Verbrauch künstlich absenkt, schafft eine Scheinsicherheit – und riskiert eine Versorgungslücke in den 2030er- und 2040er-Jahren.“ Das sei „klimapolitisch unverantwortlich und energiepolitisch fahrlässig“. Der Verband fordert eine realistische Planungsgrundlage und einen beschleunigten Ausbau von erneuerbaren Energien, Netzen und Speichern. (3056/27.11.2025)