Reformhoffnung, Gleichstellung, Frieden: Katholische Verbände erwarten vom neuen Papst mutige Schritte in Richtung Erneuerung. In einem Punkt sind sie sich alle einig.
Katholische Verbände erhoffen sich vom am Donnerstag neu gewählten Papst Leo XIV. eine Fortsetzung der von seinem Vorgänger angestoßenen Reformen. “Es wird die Aufgabe des neuen Papstes sein, in der Vielstimmigkeit die Einheit zu wahren und Einheit so zu repräsentieren, dass sie Vielstimmigkeit ermöglicht”, sagte etwa die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbunds der Mediengruppe Bayern am Donnerstagabend. “Frauen müssen endlich in ihren Berufungen ernst genommen werden. Deshalb hoffen wir, dass der kommende Papst die Öffnung des sakramentalen Diakonats für Frauen forciert.”
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) erwartet von Papst Leo XIV. “tiefgreifende strukturelle Reformen”. “Er muss bereit sein, diese Verantwortung auch gegen Widerstände wahrzunehmen. Dies wird Kraft brauchen, die wir Papst Leo XIV von Herzen wünschen”, sagte Gregor Podschun, Vorsitzender des BDKJ.
Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) verbindet mit dem neuen vatikanischen Amtsträger große Erwartungen an eine zukunftsorientierte, menschennahe und gleichberechtigte Kirche. “Wir hoffen, dass Papst Leo XIV. die Türen der Kirche weit öffnet – für alle Menschen”, erklärt die kfd-Bundesvorsitzende, Mechthild Heil. Angesichts der Antrittsrede, in der der neue Bischof von Rom auch auf Frieden und Dialog sowie Synodalität zu sprechen kam, sieht Heil dafür laut Mitteilung gute Voraussetzungen.
Konkret forderte die kfd die Öffnung aller kirchlichen Ämter für Frauen, die Gleichstellung “verschiedener Lebensformen”, die Abschaffung des Zölibats, sowie eine konsequente Aufarbeitung der Missbrauchsfälle.
Der katholische Familienbund begrüßte, dass der neue Papst sich mit seiner Namenswahl auf seinen Vorgänger, Papst Leo XIII., beziehe – den Begründer einer katholischen Sozialethik. “Leo XIV. bringt nicht nur eine tiefe geistliche Verwurzelung mit, sondern auch ein feines Gespür für die Sorgen und Hoffnungen der Gläubigen in aller Welt”, erklärte Ulrich Hoffmann, Präsident des Familienbundes der Katholiken. “Wir hoffen, dass er den Weg von Papst Franziskus fortsetzt – im Einsatz für Synodalität, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit sowie in der besonderen Wertschätzung für Familien.”
Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) erklärte, die Kardinäle hätten mit ihrer Entscheidung ein “klares Zeichen gegen den menschenverachtenden Nationalismus von Donald Trump gesetzt”. Mit Blick auf die erste Ansprache des Neugewählten sei dessen globale Menschlichkeit und der unbedingte Wille zu Gerechtigkeit und Frieden hervorzuheben, wie es hieß. Mit seiner Namenswahl habe er sich zudem klar zur zentralen Bedeutung der sozialen Frage für die Glaubwürdigkeit der Kirche positioniert.
Auch der Gemeinschaft Sant’Egidio zufolge ist der neue Papst in die Fußstapfen von Papst Franziskus getreten und lädt zum Dialog und Brückenbau ein. Er werde in der Lage sein, nicht nur für die Gläubigen, sondern für alle Menschen eine maßgebliche Stimme und wertvolle Orientierung für die Zukunft der Menschheit zu sein.
Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa zeigte sich ebenso zuversichtlich, dass der neue Papst die Soziallehre der Kirche für die heutige Zeit weiterentwickeln und dabei an das Erbe seines Vorgängers Franziskus anknüpfen wolle. Sie erinnerte zugleich an den Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. 80 Jahre später habe die katholische Kirche mit Papst Leo XIV. einen neuen Bischof von Rom gewählt, der der Bewahrung des Friedens seine ganze Kraft schenken wolle.
Die Gruppe “Wir sind Kirche” äußerte den Wunsch, dass er den von Papst Franziskus begonnenen Weg der Erneuerung der Kirche tatkräftig fortsetzen werde – und dies im synodalen Geist, also auch gemeinsam mit nicht geweihten Menschen.
Der US-amerikanische Kardinal Robert F. Prevost (69) war am Donnerstag von den Kardinälen im Konklave in Rom zum 267. Papst der römisch-katholischen Kirche gewählt worden. Er ist der erste Nordamerikaner auf dem Papststuhl.