Die Restaurierungsarbeiten im Petersdom bringen nicht nur Berninis Barockkunst wieder zum Glänzen. Auch Kunstwerke aus dem ersten Jahrtausend kommen ans Licht, darunter der uralte “Bischofssitz des Petrus”.
Auf diesem schlichten Holzstuhl saßen im ersten Jahrtausend Päpste: Die “Cathedra Petri”, der Legende nach der Sitz des Apostels Petrus persönlich, ist vorübergehend im Petersdom wieder zu sehen. Der mindesten 1.150 Jahre alte hölzerne Thron wurde im Zuge der seit einigen Monaten laufenden Restaurierung der Bronze-Kunstwerke von Gian Lorenzo Bernini (1598-1680) im Petersdom erneut aus seiner barocken Umhüllung entnommen.
Er steht nun auf einem Sperrholzsockel in der Ottoboni-Sakristei im Petersdom und ist für einige Wochen mit Sondergenehmigung zugänglich. Zuletzt war er zwischen 1968 und 1974 wissenschaftlich untersucht worden. Eine große öffentliche Ausstellung fand 1867 statt. Papst Franziskus hat das Kunstwerk am 2. Oktober unmittelbar vor dem Eröffnungsgottesdienst der Weltsynode persönlich in Augenschein genommen.
Nach der Überlieferung handelt es sich bei dem kantigen Holzstuhl um den Bischofssitz des Apostels Petrus, des ersten Stellvertreters Christi auf Erden. Nach späteren Untersuchungen war der Stuhl wahrscheinlich ein Geschenk des Frankenkönigs Karl des Kahlen an Papst Johannes VIII. im neunten Jahrhundert. Bei der Untersuchung in den 1970er Jahren wurden jedoch auch Holz-Teile aus dem 6. Jahrhundert in dem Thron entdeckt.
Bernini hat den mit Elfenbeinintarsien versehenen Thron – umgeben von einem barocken Reliquiar in Stuhlform – schwebend in zentraler Position in der Apsis des Petersdoms platziert. Der ältere Stuhl Petri soll nach Abschluss der Arbeiten wieder an diesen Platz zurückkehren, rechtzeitig vor Eröffnung des Heiligen Jahrs am 24. Dezember. Der mächtige Bronze-Baldachin von Bernini in der Vierung des Petersdoms wird bereits am 27. Oktober enthüllt. Die umfangreichen Restaurierungsarbeiten dort hatten im Februar dieses Jahres begonnen.