Seit Jahren gibt es schwere Vorwürfe gegen den Gründer der katholischen Gemeinschaft “Sodalitium Christianae Vitae”. Nun hat der Vatikan ein Machtwort gegen Luis Fernando Figari gesprochen.
Nach jahrelangen Untersuchungen hat der Vatikan Luis Fernando Figari (77), den Gründer der katholischen Laienbewegung “Sodalitium Christianae Vitae”, wegen Missbrauchsvorwürfen aus der Gruppe ausgeschlossen. Das gab die Peruanische Bischofskonferenz am Mittwoch (Ortszeit) bekannt und veröffentlichte das entsprechende Dekret der vatikanischen Ordensbehörde. Es ist auf den 9. August datiert und trägt die Unterschrift von Papst Franziskus.
Bereits 2015 hatten zwei Journalisten in ihrem Buch “Halb Mönche, halb Soldaten” belastende Zeugenaussagen gegen das “Sodalitium Christianae Vitae” gesammelt. Betroffene berichteten darin über psychischen und sexuellen Missbrauch in der Gemeinschaft, die in Lateinamerika kurz “Sodalicio” genannt wird.
In der Folge begann ein komplizierter Aufklärungsprozess auf verschiedenen Ebenen. Im Juli 2023 schickte Papst Franziskus den maltesischen Erzbischof Charles Scicluna für eine Sondermission nach Peru, um den Vorwürfen auf den Grund zu gehen. “Sodalicio”-Gründer Figari darf bereits seit 2017 keinen Kontakt mehr zur Gemeinschaft aufnehmen. Inzwischen gilt als bestätigt, dass Führungspersönlichkeiten der Bewegung, darunter der Gründer selbst, für sexuelle Übergriffe gegen Minderjährige und Erwachsene verantwortlich sind. Figari hält sich derweil laut Medienberichten seit Jahren in Italien auf, wo er sich dem Zugriff der peruanischen Justiz entzieht.
Das “Sodalicio” wurde 1971 in Lima gegründet. Binnen weniger Jahre erlangte die Gruppe als Gegenbewegung zur politisch als linkslastig empfundenen Theologie der Befreiung großen Einfluss in der katholischen Kirche. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) erkannte das “Sodalicio” 1997 offiziell an. Im Vatikan wurde die Bewegung damals hoch geschätzt. Sie füllte ihre Priesterseminare und Ordenshäuser mit jungen Mitgliedern, während die Seminare anderer Ordensgemeinschaften immer leerer wurden. Hinweise, dass es dabei zu Misshandlungen gekommen sei, wurden von den örtlichen Kirchenoberen lange Zeit nicht verfolgt.