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Vatikan-Krippe zeigt Jesus auf Palästinensertuch – Rabbiner empört

Eine Krippe im Vatikan sorgt für Aufregung in der jüdischen Welt. Ein italienischer Rabbiner wirft dem Papst vor, durch sein Handeln die Beziehungen zum Judentum aufs Spiel zu setzen.

Krippen gibt es im Vatikan viele – doch eine sorgt nun für besonderes Aufsehen: Sie zeigt das Jesuskind auf einem schwarz-weißen Palästinensertuch, der sogenannten Kufiya. Der Oberrabbiner von Genua, Giuseppe Momigliano, kritisierte diese Darstellung als “Palästinisierung” des jüdischen Jesus, wie das hebräische Portal “Moked.it” berichtete. Dies sei in kirchlichen Kreisen nichts Neues, jedoch “besonders beunruhigend”, weil der Papst sie betreibe, so der Vizepräsident der italienischen Rabbinervereinigung UCEI.

Momigliano nannte die Darstellung Jesu mit der Kufiya “einen weiteren Schritt, um ihn seiner historischen Identität zu berauben”; dies schade dem Dialog und trage nicht dazu bei, Antisemitismus zu bekämpfen. Papst Franziskus schädige durch solche expliziten und symbolischen Handlungen die Beziehungen zum Judentum, so der Rabbiner. Zuerst hatte die italienische Zeitung “Il Messaggero” berichtet. Der Vatikan äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen.

Die Krippendarstellung befindet sich in der vatikanischen Audienzhalle und stammt aus Bethlehem. Sie wurde dem Papst am Samstag unter anderen durch den palästinensischen Botschafter am Heiligen Stuhl, Issa Kassissieh, übergeben. Laut der französischen Zeitung “La Croix” war die Krippe ursprünglich nicht mit dem Palästinensertuch bedeckt. Ein Vertreter der palästinensischen Delegation habe das Tuch kurz vor der Ankunft des Papstes dort drapiert.

Bei seiner Rede sprach Franziskus vom “gequälten Palästina”. Die Krippe aus Bethlehem erinnere an “Brüder und Schwestern, die dort und in anderen Teilen der Welt unter der Tragödie des Krieges leiden”. Vom Vatikan veröffentlichte Fotos, die Franziskus bei der Betrachtung der Krippe zeigen, sorgten für Kritik im Internet. Andere Stimmen verwiesen darauf, dass das Tuch zur Tradition der Palästinenser gehöre und nur durch den israelisch-palästinensischen Konflikt politisch aufgeladen sei.

Der Jerusalemer Franziskaner Ibrahim Faltas berichtete im kirchlichen Pressedienst SIR, Botschafter Kassissieh und der Chef des Präsidialkomitees für Kirchenangelegenheiten der Palästinenser, Ramzi Khoury, hätten ihn gebeten, nach dem Treffen einen Gottesdienst für Frieden mit ihnen zu feiern. Bei der Messe in den Vatikanischen Grotten habe er an die tiefe Verbundenheit der Päpste mit dem Heiligen Land erinnert, so der ägyptische Ordensmann.