Karlsruhe (epd). Sieben Tage, sieben Haltestellen: Der Maler und Bildhauer Markus Lüpertz will die Karlsruher U-Bahn in eine Kunst-Kathedrale verwandeln. Erste Vorarbeiten zu seinem U-Bahn Kunstprojekt mit dem Titel "Genesis – Sieben Tage des Herrn" hat der Karlsruher Künstler am Mittwoch präsentiert. 14 reliefartige Keramiktafeln sollen insgesamt sieben unterirdische U-Bahn-Stationen schmücken. Jede der zwei mal vier Meter großen Platten wird komplett ohne Steuergelder und privat durch engagierte Bürger finanziert. "Sie haben keine Garantie, was dabei rauskommt, vertrauen aber dem Künstler", sagte Lüpertz, der vorab keine Entwürfe zeigen will.
Das Projekt könne jetzt beginnen, da rund 750.000 Euro Sponsorengelder zugesagt seien, sagte der Initiator des Projekts, der Kunstpromoter und frühere Geschäftsführer der Karlsruher Keramikmanufaktur Majolika, Anton Goll. Er würdigte Lüpertz als "Weltkünstler, der die U-Bahn in eine unterirdische Kathedrale verwandeln werde. Rund ein Jahr lang sollen die insgesamt auf rund 900.000 Euro veranschlagten Arbeiten dauern und dann pünktlich zur geplanten Eröffnung der Karlsruher U-Bahn Ende 2020 fertig sein.
Das Ganze koste die Stadt keinen Cent
Vorab gab es für das Projekt viel Kritik. Unter anderem wurde kritisiert, dass es keine öffentliche Ausschreibung gab. "Es wird das Böse angenommen, dass sich ein alter Künstler einen Platz kauft und die Jugend übergeht", wies Lüpertz die Kritik aus der Karlsruher Künstlerschaft zurück. Es handle sich jedoch nicht um eine Auftragsarbeit der Stadt Karlsruhe. Zudem koste das Ganze die Stadt keinen Cent.
Kontrovers wurde auch diskutiert, inwieweit religiöse Kunst einen Platz im öffentlichen Raum hat. Der Titel des Projekts "Genesis" sei ein uraltes Thema in der Kunst und ein abstrakter Begriff für eine künstlerische Schöpfung. "Ich habe nicht vor, ein religiöses Thema in die U-Bahn zu bringen, ich plane keinen Kreuzweg", sagte der frühere Rektor an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf.
Extravagante Auftritte
Im Übrigen habe die Kunst noch nie interessiert "was man darf", sagte Lüpertz, der bekannt ist für extravagante Auftritte mit Ohrring und Silberknauf-Gehstock. Er wehrte sich zudem dagegen, von den Medien als "Malerfürst" bezeichnet zu werden: "So etwas Albernes, ich bin bestenfalls ein Meister meines Fachs".
Sechs Jahre lang soll die Schöpfungsgeschichte als eine Art "rund um die Uhr an 365 Tagen zugängliche Kunstausstellung" statt Werbeplakaten zu sehen sein. Die zwei mal vier Meter großen Relieftafeln setzen sich aus kleineren 80 mal 100 Zentimeter großen und bis zu 170 Kilogramm schweren Platten zusammen. Lüpertz will dafür rund 20 Tonnen Ton verarbeiten.
Zeichnungen auf Packpapier
Damit will Lüpertz nach eigenen Worten seiner "Heimatstadt" etwas zurückgeben. Er werde Zeichnungen auf Packpapier in Originalgröße anfertigen. Allerdings werde sich das Werk während der eigentlichen Arbeit dann noch verändern, sagte der zum Katholizismus konvertierte 77-Jährige, der zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der Gegenwart zählt.
Das Werk bleibe Eigentum des Vereins Karlsruhe Kunst Erfahren e.V., betonte der 1941 im tschechischen Lieberec geborene Lüpertz. Auf die Frage, was er selbst von dem Projekt habe, sagte der Künstler schmunzelnd: "Ich habe nichts davon, außer Ruhm bis in die Ewigkeit."