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Universität Münster gibt antiken Marmorkopf an Griechenland zurück

Die Universität Münster hat einen antiken Marmorkopf mit ungeklärter Herkunft an den griechischen Staat zurückgegeben. Das Archäologische Museum der Universität habe den Kopf 1989 aus Essener Privatbesitz übereignet bekommen, erklärte die Universität am Donnerstag. Es bleibe jedoch ein Rätsel, wie die Stifter an das antike Stück gekommen seien, und wer es wann vom ursprünglichen Aufstellungsort entfernt habe. „Deshalb haben wir uns entschieden, den Kopf nach Thessaloniki zurückzugeben“, erläuterte der Direktor des Museums, Achim Lichtenberger.

Der Museumsdirektor übergab gemeinsam mit Universitätsrektor Johannes Wessels in Thessaloniki der griechischen Kulturministerin Lina Mendoni und der Direktorin des dortigen Archäologischen Museums, Anastasia Gadolou, das Objekt, wie die Universität weiter mitteilte. „Die Restitution dieses wichtigen kulturellen Artefakts ist unsere ethische Pflicht“, erklärte Wessels bei der Übergabe des römischen Porträtkopfes. Die Provenienzforschung sei zudem beispielhaft für das gute Zusammenwirken von Geistes- und Naturwissenschaften.

Museumsleiter Lichtenberger erklärte, es sei zwar ein wenig schmerzlich, dass ein so spannendes Objekt die Sammlung verlasse. Aber als Archäologe freue er sich, dass dieses Marmorporträt an seinen Ursprungsort zurückkehre und zusammen mit anderen Stücken aus denselben Werkstätten wieder in seinem ursprünglichen historischen Kontext betrachtet und untersucht werden könne.

Das Archäologische Museum habe bereits 2019 nach selbst angestoßenen Recherchen einen antiken Marmorkopf aus Fondi, 117 Kilometer südöstlich von Rom, an den italienischen Staat zurückgegeben, erklärte die Universität. Bei dem Objekt sei eine unrechtmäßige Ausfuhr nachgewiesen worden.

Im Fall des griechischen Kopfes, der aus einem Grabrelief herausgelöst worden sei, sei nicht klar, wie er auf den Kunstmarkt gelangt sei, hieß es weiter. Inzwischen habe die Herkunft genau bestimmt werden können. Anhand der Haartracht mit Sichellocken, der Ausarbeitung der Augen sowie des Mundes und der Rekonstruktion der heute fehlenden Nase sei eine charakteristische Übereinstimmung mit kaiserzeitlichen Grabreliefs in Thessaloniki festzustellen. Vermutlich sei der Kopf vor 150 nach Christi entstanden.

Museen, Bibliotheken und andere Institutionen geben Kunstgegenstände, die unrechtmäßig erworben wurden, seit einigen Jahren verstärkt zurück. Während dabei seit 1998 zunächst Raubkunst aus der Zeit des Nationalsozialismus im Fokus gestanden habe, sei jetzt auch die Herkunft von Stücken beispielsweise aus kolonialen Kontexten erforscht, erklärte die Universität.