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Uniklinik Ulm besorgt über Antipsychotika für Kinder und Jugendliche

Eine Studie am Universitätsklinikum Ulm hat ergeben, dass Kinder und Jugendliche in den vergangenen Jahren deutlich mehr Antipsychotika bekamen.
Diese Medikamente würden zur Behandlung von Schizophrenie oder bipolaren Störungen eingesetzt, teilte die Klinik am Donnerstag mit. Trotz begrenztem Wissen über ihre Sicherheit und Wirksamkeit würden sie aber zunehmend auch bei anderen Indikationen wie Unruhe, Angst und Schlafstörungen verwendet.

Die Studie hat die Verordnung von Antipsychotika bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland von 2011 bis 2020 untersucht, auf Basis der bundesweiten Abrechnungsdaten aus der ambulanten Versorgung. Die Verwendung von typischen Antipsychotika der ersten Generation habe um 16 Prozent, die Verwendung von atypischen Antipsychotika mit weniger Bewegungsstörungen um 17 Prozent zugenommen. Zusammen bekamen nach dem Anstieg über 4 von 1.000 Kindern eines der beiden Medikamententypen. Besonders stark war die Zunahme bei Mädchen.

Als möglichen Grund für den Anstieg nennt die Klinik einen unzureichenden Zugang zu psychosozialen Therapien. Beim vermehrt verwendeten atypischen Antipsychotikum Quetiapin erhöhe laut Studien selbst eine niedrige Dosierung das Risiko für negative Veränderungen im Stoffwechsel und schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse. Die Sicherheit des Quetiapin-Gebrauchs bei Kindern und Jugendlichen müsse weiter untersucht werden.

Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS in Bremen, dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Berlin und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg durchgeführt und in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Frontiers in Psychiatry“ veröffentlicht. (3062/21.12.2023)