Lateinamerika und die Karibik sind in der globalen Islamforschung bislang unterbelichtet. Das will die Uni Bayreuth nun ändern. Dazu beteiligt sie sich an einem dreijährigen Forschungsvorhaben.
Ein internationales Wissenschaftsprojekt unter fränkischer Mitarbeit soll blinde Flecken in der Islamforschung beseitigen. Bisherige Studien zum globalen Islam konzentrieren sich vor allem auf den Nahen Osten, Südasien oder Europa, wie die beteiligte Universität Bayreuth am Montag mitteilte. “Lateinamerika und die Karibik werden hingegen weitgehend vernachlässigt, obwohl dort vielfältige muslimische Gemeinschaften existieren.” Diese Lücke solle das Projekt “The Global Landscapes of Muslim Lives: Latin American and Caribbean Intersections” schließen.
Verantwortlich sind Ken Chitwood aus Bayreuth und Kholoud Al-Ajarma von der University of Edinburgh in Schottland, wie es hieß. Sie wollen demnach in den kommenden drei Jahren die Alltagsrealitäten und Netzwerke muslimischer Gemeinschaften sowie die Wechselwirkungen zwischen lokalem Leben und weltweiten Bewegungen von Menschen, Kapital, Ideen und Technologien beleuchten. Damit lieferten sie neue Perspektiven für die Forschung zum Islam in globaler Dimension, hieß es. Gefördert werde das Vorhaben von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem britischen Arts and Humanities Research Council.
“In etwa hundert Interviews und Lebensgeschichten sollen Alltagspraktiken, Zugehörigkeiten, Migrationserfahrungen und soziale Netzwerke dokumentiert werden”, so die Uni. Gleichzeitig würden unterschiedliche geografische, soziale und wirtschaftliche Kontexte verglichen, um Muster, Unterschiede und Verbindungen herauszuarbeiten. “Aufbauend auf diesen Untersuchungen sollen 15 bis 20 detaillierte Profile muslimischer Gemeinschaften entstehen, die als Grundlage für wissenschaftliche und wissenschaftsjournalistische Publikationen dienen.” Die Ergebnisse wolle man später einer breiten Öffentlichkeit bekanntmachen, erklärte die Uni.