Von Uwe Birnstein
Rückblick: Zehn Jahre lang war Stephan Krawczyk selbst Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) gewesen. Hatte Gitarre studiert, spielte in der bekannten Folk-Band „Liedehrlich“. 1981 erhielt er sogar den Hauptpreis des offiziellen DDR-Chanson-Wettbewerbs. Doch je offener er den Staat kritisierte, umso mehr handelte er sich die Missgunst des Regimes ein. 1985 wurde ihm die Gängelung zu viel. Er trat aus der Partei aus. Und sang, redete und schrieb von Jahr zu Jahr schärfer gegen das Regime. Schließlich erteilte ihm die Stasi Berufsverbot. Evangelische Kirchen waren die einzigen Orte, an denen er noch seine Stimme erheben durfte.Dann, am 17. Januar 1988, schlug der Staat mit aller Härte zu. Um bei einer offiziellen Demonstration zu Ehren Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts Störungen zu vermeiden, wurden Stephan Krawczyk und seine Frau Freya Klier verhaftet, mit ihnen weitere Bürgerrechtler. Im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen fanden sich die beiden wieder – seine Zelle lag unter ihrer.
Haftstrafe oder Übersiedlung
Ein Prozess stand bevor und bis zu zwölf Jahren Zuchthaus. Um die Störer loszuwerden, wollte die DDR das Künstlerpaar in den Westen bringen. Ihr Rechtsanwalt Wolfgang Schnur drängte die beiden dazu, dem Angebot der Abschiebung zuzustimmen – später wurde der Jurist als Stasi-Spitzel enttarnt.