Die Eroberung von El Fasher und mutmaßliche Gräueltaten treiben weiterhin viele in die Flucht. Hilfswerke können aufgrund der unsicheren Lage kaum agieren, Vorräte sind nach UN-Angaben erschöpft.
Massaker und extreme Gewalt in der sudanesischen Stadt El Fasher haben nach UN-Angaben weitere Zehntausende in die Flucht getrieben. Es drohe ein Zusammenbruch der humanitären Hilfe, erklärte die Leiterin der Internationalen Organisation für Migration (IOM), Amy Pope, am Dienstag zu Beginn eines mehrtägigen Besuchs in dem Bürgerkriegsland. Die Krise in El Fasher sei “das direkte Ergebnis von fast 18 Monaten Belagerung”. Wegen erschöpfter Vorräte und der unsicheren Lage erreichten Helfer nur einen Bruchteil der Bedürftigen.
Laut IOM vertrieben schwerer Beschuss und Bodenangriffe in und um El Fasher in den vergangenen zwei Wochen fast 90.000 Menschen. Flüchtende Familien hätten praktisch keinen Zugang zu Nahrung, Wasser oder medizinischer Hilfe. Zehntausende Zivilisten blieben unter Bedingungen einer Hungersnot in der Stadt eingeschlossen.
Auch in anderen Regionen des Sudan seien durch neue Gewalt seit Ende Oktober viele in die Flucht getrieben worden. Es gebe “alarmierende Berichte” etwa über willkürliche Inhaftierung von Geflüchteten, Plünderungen und Vergewaltigungen, so IOM. In der Stadt Tawila, die laut der Mitteilung vor der jüngsten Eskalation über 650.000 Vertriebene beherbergte, träfen jetzt Dutzende Schwerverwundete aus El Fasher ein.
Im Sudan kämpfen seit April 2023 Regierungstruppen mit Paramilitärs um die Macht. Ende Oktober brachten die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) El Fasher, die strategisch bedeutsame Regionalhauptstadt der Region Nord-Darfur, unter ihre Kontrolle. Laut Schätzungen sind dort noch rund 200.000 Menschen eingeschlossen.