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UN-Experte wirft Israel Kriegsverbrechen im Libanon vor

Israels Armee greift fortgesetzt Ziele im Südlibanon an – um Terroristen auszuschalten, wie es heißt. Vor allem aber sterben Zivilisten. Auch UN-Blauhelme geraten ins Visier.

Die israelischen Militärangriffe auf Zivilisten im Südlibanon stellen nach Einschätzung eines Sachverständigen der Vereinten Nationen Kriegsverbrechen dar. Die Bombardierung des Flüchtlingslagers Ain al-Hilweh und der Beschuss von UN-Friedenstruppen seien keine isolierten Vorfälle, erklärte der UN-Sonderberichterstatter für außergerichtliche Hinrichtungen, Morris Tidball-Binz, am Freitag in Genf. Israel zeige “völlige Missachtung für den Waffenstillstand und die libanesischen Friedensbemühungen”.

Tidball-Binz verwies auf einen israelischen Drohnenangriff am Dienstag auf das palästinensische Flüchtlingslager Ain al-Hilweh bei Sidon. Bei dem Angriff starben nach UN-Angaben mindestens 14 Menschen, zwölf davon Kinder. Israel hatte den Militärschlag mit Trainingsaktivitäten der Hamas begründet, laut den Vereinten Nationen jedoch ohne konkrete Beweise vorzulegen.

Der UN-Experte führte aus, Israel habe seit Inkrafttreten des Waffenstillstands mit dem Libanon am 27. November 2024 fast täglich Luft- und Drohnenangriffe verübt. Das Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen schätzt die Zahl der getöteten Zivilisten auf 127.

Am 16. November schoss ein israelischer Panzer auf eine Patrouille von Blauhelmsoldaten der UN-Friedensmission UNIFIL auf libanesischem Territorium. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich am 26. Oktober. Vorsätzliche Angriffe auf UN-Personal seien ein Kriegsverbrechen nach dem humanitären Völkerrecht, sagte Tidball-Binz.

Ein separater Bericht der britischen Tageszeitung “The Guardian” warf Israel vor, im Libanon Streumunition einzusetzen. Die Praxis rühre aus früheren Konflikten 1978, 1982 und 2006. Allein seit 2006 seien durch nicht detonierte Sprengsätze dieser international geächteten Waffen mehr als 400 Menschen ums Leben gekommen.