Die Leiter zahlreicher UN-Organisationen haben dazu aufgerufen, Mittelkürzungen für das in die Kritik geratene Palästinenser-Hilfswerk UNRWA zu überdenken. Ein Abzug von Geldern würde zum Zusammenbruch des humanitären Systems in Gaza führen, mit weitreichenden Folgen in der gesamten Region, warnten 15 Unterzeichner einer gemeinsamen Erklärung am Mittwoch, unter ihnen der Nothilfe-Koordinator der Vereinten Nationen, Martin Griffiths, die Direktorin des Kinderhilfswerks Unicef, Catherine Russell, die Chefin des Welternährungsprogramms WFP, Cindy McCain, und der Leiter der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Die Welt dürfe die Bevölkerung in Gaza nicht im Stich lassen, mahnten die UN-Vertreter. Hunderttausende seien obdachlos und am Rand einer Hungersnot. “Die Entscheidung verschiedener Mitgliedstaaten, die Mittel für das UNRWA einzustellen, wird katastrophale Folgen für die Menschen in Gaza haben. Keine andere Organisation ist in der Lage, die 2,2 Millionen Menschen im Gazastreifen in dem Umfang und in der Breite zu unterstützen, wie sie es dringend benötigen.”
Zugleich betonten die Unterzeichner, es seien “schreckliche” Anschuldigungen, dass mehrere UNRWA-Mitarbeiter an den Terrorangriffen der Hamas vom 7. Oktober beteiligt gewesen seinen. Jeder Beschäftigte, der in solche Handlungen verwickelt sei, werde zur Rechenschaft gezogen.
Vergangenen Freitag hatte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini bekanntgegeben, dass mehrere Ortskräfte seiner Organisation israelischen Informationen zufolge in Ereignisse vom 7. Oktober verstrickt seien. Über ein Dutzend Geberstaaten kündigten daraufhin an, ihre Zahlungen an das Hilfswerk ruhen zu lassen, darunter auch Deutschland. Erst im Dezember hatte das UNRWA einen Finanzierungsbedarf im Umfang von 481 Millionen US-Dollar (444 Millionen Euro) angemeldet. Allein im Gazastreifen hat es nach eigenen Angaben 13.000 Mitarbeiter, die meisten davon Ortskräfte.