Gut 30 Jahre nach blutigen Unruhen in der nordindischen Stadt Ayodhya ist an der Stelle der damals zerstörten Moschee ein Hindu-Tempel eingeweiht worden. An der offiziellen Eröffnung nahmen nach indischen Medienberichten Ministerpräsident Narendra Modi und Tausende geladene Gäste teil.
Der Ram-Tempel entstand an der Stelle einer Moschee aus dem 16. Jahrhundert, die 1992 von Hindu-Extremisten zerstört worden war. Die Tat hatte zu schweren Zusammenstößen zwischen Hindus und Muslimen geführt, bei denen 2.000 Menschen ums Leben kamen. Um das Gebiet in Ayodhya wurde ein jahrzehntelanger Rechtsstreit zwischen beiden Glaubensgemeinschaften geführt. Das Grundstück, auf dem die zerstörte Moschee stand, war abgesperrt und streng bewacht.
Gericht musste Tempelbau genehmigen
Ayodhya gilt als Geburtsort des Gottes Ram, einer Inkarnation des Hindu-Gottes Vishnu. Modis hindu-nationalistische Partei BJP trat 2014 mit dem Wahlversprechen an, einen Ram-Tempel in Ayodhya zu errichten. Im November 2019 gab dann das Oberste Gericht grünes Licht für den Bau eines Hindu-Tempels auf dem Stück Land, das seit 500 Jahren zwischen Muslimen und Hindus umstritten war. Die Muslime erhielten als Ausgleich ein Stück Land an einer anderen Stelle.
Hindu-Nationalisten berufen sich darauf, dass vor über 500 Jahren in Ayodhya schon einmal ein Ram-Tempel gestanden habe. Im Jahr 1528 soll ihn der General des Mogul-Kaisers Babur zerstört haben, um eine Moschee zu bauen, die Babri-Moschee genannt wurde. Etwa 80 Prozent der rund 1,3 Milliarden Inder sind Hindus. Die zweitgrößte Religionsgruppe sind die 170 Millionen Muslime.