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Umfrage zu Ernährungsarmut – Zu wenig Zeit und Geld fürs Essen

Hunger kennen wohl kaum Menschen in Deutschland. Doch Ernährungsarmut ist ein gesellschaftliches Problem. Nicht alle bekommen mehrfach die Woche eine richtige Mahlzeit, zeigt eine Umfrage. Das kann soziale Folgen haben.

Fast ein Drittel der Menschen in Deutschland plant laut einer aktuellen Umfrage aus finanziellen Gründen regelmäßig beim Essen um. So essen 23 Prozent häufig und 7 Prozent sogar sehr häufig eine günstigere Mahlzeit, als eigentlich geplant war, wie aus einer am Freitag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervorgeht, die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) exklusiv vorliegt. Auch eine tägliche vollwertige Mahlzeit ist demnach nicht für alle Menschen verfügbar. Die Umfrage will eine Übersicht zum Thema Ernährungsarmut in Deutschland bieten.

Laut Umfrage bekommen 35 Prozent der Befragten täglich, 42 Prozent mehrmals die Woche sowie 11 Prozent noch etwa einmal die Woche eine vollwertige Mahlzeit mit Fleisch, Fisch oder entsprechenden Ersatzprodukten zu essen. Hingegen gaben 6 Prozent an, dass sie lediglich mehrmals im Monat, 2 Prozent nur etwa einmal im Monat sowie jeweils ein Prozent noch seltener oder in der Regel nie ein solches Essen zu sich nähmen. Als Gründe dafür nannten von denen, die nicht täglich eine vollwertige Mahlzeit essen, 29 Prozent zu wenig Zeit, 17 Prozent zu wenig Geld, und 10 Prozent hatten laut eigenem Bekunden schlicht nicht die Möglichkeit, sich selbst entsprechende Gerichte zuzubereiten oder zu organisieren.

Die Umfrage zum Thema Ernährungsarmut führte YouGov zwischen dem 16. und 18. Januar im Auftrag des Lebensmittelunternehmens Share sowie des Senders Sat1 durch. Befragt wurden den Angaben zufolge 2.052 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger ab 18 Jahren in Online-Interviews. Die Umfrage gehört zu einer einmonatigen Kampagne zur Unterstützung der Tafeln in Deutschland, die Share und Sat1 in Zusammenarbeit mit Rewe und DM am Montag beginnen. Dabei sollen überschüssige Lebensmittel gesammelt und an armutsbetroffene Menschen weitergereicht werden.

Ernährungsarmut bezeichnet laut Bundeszentrum für Ernährung in Deutschland nicht an sich mangelnde Ernährung und Hunger, sondern das Fehlen der Möglichkeit, sich ausgewogen und gesund ernähren zu können. Rund drei Millionen Menschen in Deutschland sind demnach von materieller Ernährungsarmut betroffen. Das heißt, sie haben nicht die finanziellen Möglichkeiten, um sich angemessene Lebensmittel leisten zu können. Damit gehe auch eine soziale Ernährungsarmut einher, weil etwa die Betroffenen nicht an gemeinsamen Essen teilnähmen und dadurch von Teilhabe am Sozialleben ausgeschlossen würden.

Bei der Frage nach der Definition von Ernährungsarmut zeigt sich auch der Umfrage zufolge, dass sie vor allem als finanzielles Problem wahrgenommen wird. So meinen jeweils 46 Prozent, Ernährungsarmut bedeute, nicht genug Geld zu haben, um sich ausreichend Essen zu kaufen beziehungsweise sich gesund ernähren zu können. Jeweils 11 Prozent definieren Ernährungsarmut als den Umstand, nicht genug Geld zu besitzen, um auswärts Essen gehen zu können oder um sich Markenlebensmittel zu kaufen. 21 Prozent nennen hingegen auch die Unfähigkeit, sich im Haushalt gesund ernähren zu können als ausschlaggebenden Punkt.

Eine Mehrheit von über 60 Prozent der Befragten sieht Deutschland im Hinblick auf den Umgang mit Ernährungsarmut aber im EU-Schnitt oder sogar darüber. So glauben 8 Prozent, dass die Bundesrepublik deutlich besser als andere EU-Staaten dastehe, 21 Prozent etwas besser und 32 Prozent sehen Deutschland im EU-Durchschnitt. Dagegen meinen 19 Prozent, dass das Land etwas und 8 Prozent, dass es viel schlechter aufgestellt sei.