Kurz vor Inkrafttreten der Einbürgerungsreform gibt es einer Umfrage zufolge einen großen Bearbeitungsstau in den Städten. Mehr als 204.000 Anträge sind aktuell in 42 Städten in Bearbeitung, wie aus den Ergebnissen der am Freitag veröffentlichten Recherche des Mediendienstes Integration hervorgeht. Das sind mehr Anträge in der Warteschleife als es im vergangenen Jahr bundesweit Einbürgerungen gab. Rund 200.000 Menschen sind laut Statistischem Bundesamt 2023 eingebürgert worden.
Der Mediendienst hat nach eigenen Angaben die 50 bevölkerungsstärksten Städte in Deutschland befragt, acht davon machten keine Angaben zu aktuellen Antragszahlen. Aus der Befragung ergebe sich ein repräsentatives Bild, weil die meisten Ausländer in Deutschland in Städten lebten, hieß es.
In Berlin habe das Landesamt für Einwanderung zu Beginn des Jahres etwa 40.000 offene Fälle von den zuvor zuständigen Bezirksverwaltungen übernommen. In Hamburg warten den Angaben nach rund 25.600, in München 17.600 Personen auf die Bearbeitung ihres Einbürgerungsantrags.
Für die Betroffenen bedeutet das den Angaben zufolge unter Umständen eine lange Wartezeit. Die Bearbeitung dauere 3 bis zu 36 Monate – und das bereits vor Inkrafttreten der Reform, nach der vom kommenden Donnerstag (27. Juni) an mehr Menschen als bislang Anspruch auf den deutschen Pass haben. Einbürgerungen sind dann schon nach fünf statt bislang acht Jahren möglich, beim Nachweis besonderer Integrationsleistungen wie Sprachkenntnissen nach drei statt bislang sechs Jahren.
Fast alle Städte rechnen laut Befragung des Mediendienstes damit, dass das Interesse an Einbürgerungen mit der Reform steigen wird. Dies zeige sich auch in vermehrter Nachfrage der Beratungsangebote. In Köln haben sich demnach Anfragen bereits in den ersten Monaten dieses Jahres verdoppelt.