Krankheit oder Kindererziehung halten viele Bürgergeldempfängerinnen und -empfänger von der Jobsuche ab. 57 Prozent der Menschen, die mindestens ein Jahr Bürgergeld beziehen, gaben an, sich in den vier Wochen vor der Befragung nicht aktiv um eine Arbeit bemüht zu haben, wie die veröffentlichte Erhebung des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ergab. Nur sechs Prozent investierten 20 oder mehr Stunden in der Woche in die Jobsuche.
Zu geringe finanzielle Anreize für Bürgergeldempfänger
45 Prozent aller Befragten berichteten von einer psychischen oder chronischen Erkrankung. Von denen, die nicht aktiv nach Stellen suchten, führten drei Viertel gesundheitliche Belastungen als Hemmnis an.
Knapp die Hälfte in dieser Gruppe (49 Prozent) begründete die fehlende Motivation zudem mit zu wenig passenden Stellen, wie die Umfrage weiter ergab. Ein gutes Viertel erklärte, dass sich die eigene finanzielle Lage durch reguläre Arbeit nicht verbessern würde. 22 Prozent führten an, sie seien durch Pflege von Angehörigen oder Kinderbetreuung gebunden.
Bürgergeldempfänger beklagen Betreuungslücken beim Jobcenter
Zugleich gibt die Umfrage Hinweise auf gravierende Lücken in der Betreuung durch die Jobcenter. So sagten knapp 43 Prozent der Befragten, sie hätten noch nie ein Arbeitsplatzangebot vom Jobcenter erhalten, hieß es. Knapp 38 Prozent monierten, sie seien bislang bei Weiterbildungsmaßnahmen leer ausgegangen.
Für die Studie wurden demnach zwischen 15. April und 18. Juni rund 1.000 leistungsberechtigte Frauen und Männer zwischen 25 und 50 Jahren repräsentativ befragt, Alleinerziehende wurden dabei ausgenommen. Bei den Befragten handelte es sich um erwerbsfähige Personen, die seit mindestens einem Jahr Bürgergeld erhalten. Laut Statistik sind rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos und beziehen Bürgergeld, könnten aber prinzipiell arbeiten.
