Der Weg nach innen: Bei der klassischen Yoga-Lehre geht es um mehr als Bewegung, von Ethik über Atmung bis zu innerer Klarheit. Am Welt-Yoga-Tag rückt die ganzheitliche Praxis in den Fokus.
Wer heute von Yoga spricht, meint oft nur die “Asanas” – also die körperlichen Übungen. Doch in der klassischen Lehre ist Yoga weitaus mehr als Dehnung, Balance und Körperspannung. Vor mehr als 2.000 Jahren beschrieb der indische Gelehrte Patanjali im Yoga Sutra den “achtgliedrigen Pfad des Yoga” – ein umfassendes System, das Körper, Geist und Seele gleichermaßen anspricht.
Den Anfang machen die – ethische Prinzipien wie Gewaltlosigkeit und Wahrhaftigkeit – und – innere Haltungen wie Disziplin und Zufriedenheit. Erst dann folgen die heute bekannten Körperhaltungen – als Vorbereitung auf tiefere, geistige Praktiken.
Mit , der bewussten Atemkontrolle, beginnt die Arbeit mit der Lebensenergie. bezeichnet den Rückzug der Sinne – weg vom Außen, hin zur inneren Wahrnehmung.
Es folgen (Konzentration) und (Meditation), die schließlich in münden – einem Zustand tiefer geistiger Klarheit und innerer Freiheit.
Die Körperhaltungen machen den Körper stark, flexibel und stabil – nicht als Selbstzweck, sondern um ihn als tragfähiges Fundament für Meditation und geistige Sammlung zu nutzen. In Patanjalis ursprünglicher Bedeutung geht es nicht darum, möglichst akrobatisch zu sein, sondern “eine bequeme, stabile Haltung” einzunehmen, in der man still verweilen kann.
Im Yoga gilt der Atem als Träger der Lebensenergie (Prana). Durch bestimmte Atemtechniken kann das Nervensystem beruhigt, der Geist zentriert und die innere Energie harmonisiert werden. Ein Ziel ist, sich nicht mehr von äußeren Reizen ablenken zu lassen und die Aufmerksamkeit bewusst auf das Innere zu richten – eine wichtige Vorbereitung für Meditation. Hier übt man, den Geist gezielt auf einen Punkt zu fokussieren – etwa den Atem, ein Mantra oder ein inneres Bild. Diese Fähigkeit ist entscheidend, um nicht ständig gedanklich abzuschweifen.
Hat man die Meditation erreicht, fließt die Aufmerksamkeit mühelos – ohne Anstrengung, ohne Bewertung. Der Geist wird ruhig, klar und durchlässig. Am Ende steht ein Zustand tiefer geistiger Sammlung, Klarheit und innerer Freiheit.