Das Ulmer Münster wird zu einer langfristigen Großbaustelle. Ab dem 7. Januar 2026 wird ein gigantisches Gerüst in der größten protestantischen Kirche in Deutschland installiert, wie Dekan Torsten Krannich am Freitag bei einer Pressekonferenz ankündigte. Mittels des 100 Tonnen schweren, 40 Meter hohen und 18 Meter breiten Gerüsts sollen dringend nötige Sanierungsarbeiten an der Decke, an hoch gelegenen Fenstern und dem Wandfresko „Weltgericht“ durchgeführt werden. Die Ende des 15. Jahrhunderts entstandene Darstellung von Christus als Weltenrichter umfasst 145 Quadratmeter und gilt als das größte mittelalterliche Fresko nördlich der Alpen.
Bei der Sanierung sollen schadhafte Stellen, etwa durch abgeplatzten Putz, behoben werden, sagte Dekan Krannich. Außerdem sollen Schäden am Deckengewölbe analysiert und beseitigt werden. Im Frühjahr 2023 war ein Brocken aus dem Verputz der Decke in die Kirche gestürzt. Diese Arbeiten in großer Höhe und mit schweren Materialien, wie etwa Steinen, seien nur mit einem festen Gerüst möglich, sagte Oliver Höhn, Gerüstbauer der Firma PERI (Weißenhorn), dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Gerüstbaufirma stellt den Angaben zufolge das Aluminiumgerüst kostenlos zur Verfügung, die Kosten für den Aufbau und die Taxierung der Schäden in Höhe von 450.000 Euro finanziert die Julius Rohm-Stiftung.
Ulmer Münster: Arbeiten dauern voraussichtlich sieben Jahre
Der Aufbau des Großgerüsts soll Dekan Krannich zufolge an Ostern 2026 abgeschlossen sein. Die genauen Kosten für die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen stünden erst fest, wenn Restauratoren auf dem Gerüst die nötigen Maßnahmen in Augenschein nehmen und genau einschätzen konnten. Für das Fresko „Weltgericht“ könne die Spanne je nach Schadensstand zwischen 100 Euro und 6.500 Euro pro Quadratmeter liegen. Es sei davon auszugehen, dass sich die Arbeiten über sieben Jahre erstrecken und das Gerüst so lange im Münster stehen bleibe.
Für den sechswöchigen Gerüstaufbau wird das Münster am 7. und 8. Januar komplett geschlossen, danach sei eine eingeschränkte Nutzung in Teilbereichen möglich, sagte der Dekan. Es müsse jedoch mit Baulärm gerechnet werden. Um die Touristen und Gottesdienstbesucher zu schützen, werde ein dichtes Netz im Innenraum gespannt, erläuterte Richard Gèczi, Steintechniker der Münsterbauhütte. Der rund 161 Meter hohe Münsterturm sei jedoch auch während der Bauphase ohne Einschränkungen zugänglich, betonte Dekan Krannich. Das Ulmer Münster besuchen jährlich rund eine Million Menschen – zur Besichtigung, zum Gottesdienst oder zur Andacht.
