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Überlebender des Flugzeug-Absturzes in Indien wird zum Medienstar

Das “Wunder von Ahmedabad” bewegt Menschen weltweit. Der einzige Überlebendes der Flugzeug-Katastrophe wird zum international gefragten Interview-Partner. Sein Schicksal erinnert an das der Französin Bahia Bakari.

Ramesh Viswashkumar hat weltweit für Verblüffung gesorgt. Weitgehend unbeschadet überlebte der indischstämmige Brite eines der schlimmsten Luftfahrtunglücke der vergangenen Jahre. Rettungskräfte in Indien sprechen von einem Wunder: Kein anderer der 242 Menschen an Bord konnte den Jet mit der Flugnummer AI 171 lebend verlassen.

Der erste Absturz eines Boeing 787 “Dreamliners” verwandelte die Wohngebäude eines Klinikkomplexes am Donnerstag in ein flammendes Inferno. Der für einen Langstreckenflug mit Kerosin vollgetankte Jet pflügte sich brennend durch ein Gebäude und hinterließ in der Umgebung Szenen schlimmster Verwüstung.

Videoaufnahmen zeigen den 40-jährigen Viswashkumar, wie er sich am Unfallort nahe des indischen Flughafens Ahmedabad zum Krankenwagen begibt und Fragen beantwortet. “30 Sekunden nach dem Start gab es einen lauten Knall, und dann stürzte das Flugzeug ab; es passierte so schnell”, wird er von indischen Medien zitiert. Er saß auf Sitzplatz 11A – direkt neben dem Notausgang.

Nun wird er mit seinen Aussagen zum international gefragten Interview-Partner. Selbst am Krankenbett wird er noch von Journalisten interviewt – auch wenn seine Aussagen kaum konkrete Hinweise auf die Unfallursache geben. Zu unglaublich wirkt das “Wunder von Ahmedabad”, wie sein Überleben bereits genannt wird. “Überall um mich herum waren Leichen, ich hatte Angst, stand auf und rannte los; jemand griff dann nach mir und brachte mich in einen Krankenwagen”, sagte er der “Hindustan Times”.

Doch wie geht man damit um, als einziger Passagier überlebt zu haben? “Ich kann es mir nicht erklären, es ist mir ein Rätsel”, sagte er einer Journalistin. Einen ähnlichen medialen Nachfrage-Sturm hatte die junge Französin Bahia Bakari erlebt. An ein Wrackteil geklammert hatte sie im Juni 2009 als Einzige den Absturz eines Airbus mit 153 Menschen in den Indischen Ozean überlebt. Wie Viswashkumar hatte auch die heute 28-Jährige damals einen Fensterplatz.

“La Miraculée” – das “Wunder-Girl”, wie sie damals in den Medien genannt wurde – hat ihre Erlebnisse und ihre Gefühlswelt Jahre später in einem Buch aufgeschrieben. Nach dem Absturz hörte sie im Wasser für kurze Zeit noch Schreie weiterer Überlebender. “Die Schreie werden mir für immer in Erinnerung bleiben”, erklärte die heute im Großraum Paris lebende Immobilienmaklerin, als der Unfall 2022 vor einem französischen Gericht aufgearbeitet wurde. Es belaste sie noch heute.

Der Prozess 13 Jahre nach dem Unglück vor den Komoren zeigt, wie lange sich Untersuchungen der Flugunfallermittler im Extremfall hinziehen können. Im Falle der indischen Boeing 787 dürften sie jedoch angesichts zahlreicher Videoaufnahmen und der relativ schnell sicherzustellenden Black Boxes deutlich schneller beendet werden.

Der US-Flugzeughersteller Boeing, dessen Aktienkurs nach Bekanntwerden des Absturzes bei Ahmedabad einknickte, hat den indischen Behörden bereits Unterstützung bei der Untersuchung des Unglücks signalisiert. Nach den Regeln der Weltluftfahrt können auch Länder, aus denen die Opfer stammen, Experten entsenden. Dazu gehören neben Großbritannien auch Portugal und Kanada. Erste Hinweise werden von der Auswertung des Cockpit-Voice-Recorder und vor allem des Flugdaten-Schreibers erwartet. Die Geräte zeichnen nicht nur Gespräche und Geräusche im Cockpit auf, sondern geben auch Aufschluss über die technischen Abläufe des Fluges.

Der zweistrahlige Jet mit dem Kennzeichen VT-ANB hatte kurz nach dem Start an Höhe verloren und war mit offensichtlich unzureichender Triebwerksleistung zu Boden gesunken, bevor er in einem Flammenmeer aufging. Das Unglück dürfte auch die Luftfahrt-Ausstellung in Paris überschatten, die am 16. Juni in Le Bourget mit Ausstellern aus rund 100 Ländern eröffnet wird.