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Über kurz oder lang

Eigentlich dachte ich immer, lange Namen seien ein Problem. Aber Zeitungslektüre hilft bisweilen gegen einfache Wahrheiten. Da war nämlich kürzlich zu lesen, dass ein walisischer Ort, der sage und schreibe 58 Buchstaben zählt, der Renner unter Touristen ist.
Sie brauchen, wenn Sie sich jetzt dieses „Angemerkt“ zu Gemüte führen, nicht zu versuchen, den Namen auszusprechen, aber einen optischen Eindruck des Wortungetüms können Sie hier schon gewinnen: „Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch“ heißt der Ort im Westen Großbritanniens. Mit der Länge seines Namens hält er europäischen Rekord.

Wenn ich das recht bedenke, frage ich mich ernsthaft, warum ich mich vor 25 Jahren gegen einen Doppelnamen entschieden habe. Bei meinem mit neun Buchstaben vergleichsweise langen Vornamen jedoch wollte ich mir und anderen nicht noch mehr zumuten. Also bin ich bei meinem Mädchennamen geblieben.
Andere haben das anders gemacht und sind damit auch nicht schlecht gefahren. Angelika Kramp-Karrenbauer zum Beispiel. Ihrer politischen Karriere hat das offenbar keinen Abbruch getan. Zungenbrecher hin oder her. Außerdem: Nicht nur Bach ist berühmt geworden. Auch Mendelssohn Bartholdy. Und im Kreis Gütersloh gibt es Familien, die heißen „Ottovordemgentschenfelde“ oder „Hemkensamtenschnieder“.
Da mögen Meiers oder Schultes die Nase rümpfen – diese Ostwestfalen können stolz sein auf ihre traditionsreichen Nachnamen. Genauso wie die Leute in „Llanfairp…“. – Obwohl deren Ortsname nur ein Marketing-Gag ist.