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„Über 300 Sachen schnell!“

Im Kirchturm von Ummeln bei Bielefeld sind Falken heimisch geworden. In diesem Jahr ging alles gut mit der Aufzucht der Jungen – inzwischen sind sie allein unterwegs

Im Frühjahr waren es noch zwei Falken, die im Ummelner Kirchturm zu Hause waren und von da aus ihre rasanten Flugmanöver über der Gemeinde vollführten. Inzwischen sind es zwei mehr, die aus der Öffnung unter der großen Kirchturmuhr starten. Vielleicht sogar drei. So genau weiß man es bei diesen schnellen Geschöpfen nicht, die „über dreihundert Sachen“ fliegen können.

Anfangs waren die Vögel zurückhaltend

Aber die Geschichte beginnt viel früher – in den 90er Jahren. Eine Autobahn wird in der Nähe gebaut, es gibt immer weniger Brutstätten für die Vögel. Hans Lagerquist, ein Bauunternehmer mit einem Herz für Tiere, hat das gemerkt, als einige dieser verstörten Vögel in den Sparren seines Hauses Schutz suchten. Damals kam der Gedanke auf, den Vöglen neue Schutzräume aufzutun. Ein Presbyter, der neben der Kirche wohnte und einen Schüssel hatte, unterstützte diese Idee. Zuerst wurde eine Öffnung in den oberen Kirchturm geschlagen.Lagerquist baute noch eine flache Nistkiste und eine Art Treppe für die Tiere, damit sie die Öffnung leicht erreichen können. Aber die scheuen Vögel waren zurückhaltend.
Dann vor etwa zehn Jahren haben Turmfalken die Behausung entdeckt. Die konnte man mit Fug und Recht Kirchturmfalken nennen. „Das ist unser fliegendes Personal“, sagt Gemeindepfarrerin Annette Kleine. Ansonsten sind diese Tiere auch als „Autobahnfalken“ bekannt, weil sie in der Nähe der Fernstraßen oft zu sehen sind, wenn sie ihre Beute jagen.

Fotografin legte sich auf die Lauer

In Ummeln hieß es im dieses Jahr im März: Sie haben den Winter überstanden. Ab April: Sie brüten: Und einen Monat später: Sie sind ausgeschlüpft. Vor kurzem, konnte man sie auch von außen sehen. Da kam der Wunsch auf, sie zu fotografieren. Hobbyfotografin Barbara Klesse hat sich geduldig auf die Lauer gelegt. Sie erzählt: „Die Kleinen schauten erst ängstlich aus dem Flugloch, während die Falkenmutter unter dem Zifferblatt der Kirchturmuhr über allem wachte. „Mit gutem Grund“, sagt Hans Lagerquist, denn der große Uhu greift manchmal ein Küken. Aber alles ging gut. Die Falkeneltern zeigten ihrem Nachwuchs, wie das Jagen geht und bald gehen sie getrennte Wege.  
Hans Lagerquist aber hat auf seinem Schreibtisch im Büro schon wieder seinen Kasten stehen. Ein kleiner Mauersegler liegt darin. Mit Pinzette und Mehlwürmern wird das kleine Wesen aufgepäppelt, damit es bald vielleicht auch im Ummelner Kirchturm ein Zuhause findet. Denn Platz ist da genug, findet die Pfarrerin.