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Tschüs, Einzelkämpfertum – Hallo, Teamarbeit!

Dietmar Zoller freut sich wie ein Schneekönig darüber, dass sich in seinem Kirchenbezirk gehörig etwas bewegt. Seit einem Vierteljahr erprobt das protestantische Dekanat im südpfälzischen Bad Bergzabern das Konzept des gemeinschaftlich verwalteten Pfarramts. „Wir sind auf dem Weg vom Einzelkämpfertum zur Teamarbeit“, sagt der protestantische Dekan – und strahlt über das Gesicht.

Für ihn und auch seinen Amtskollegen Volker Janke aus dem benachbarten Dekanat Landau ist das auch „Erprobungsraum“ genannte Reformprojekt, das die Evangelische Kirche der Pfalz in ihren 15 Dekanaten anstoßen will, eine große Chance: Angesichts von Pfarrermangel mit vakanten Stellen und schwindenden Ressourcen müsse das Teamdenken über die Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hinweg gestärkt werden, stimmen Zoller und Janke überein.

Dazu werden die kirchlichen Strukturen in den Dekanaten ganz neu aufgestellt: Nicht jede Pfarrerin und jeder Pfarrer sowie deren Kirchengemeinden müssen „alles selbst tun“. Vielmehr geht es in dem auf acht Jahre angelegten Projekt darum, arbeitsteilig zusammenzuarbeiten, sich gegenseitig zu ergänzen – und auch eigene Arbeitsschwerpunkte zu setzen. Entlastung soll es zudem durch sogenannte Standardassistenzen (Verwaltungskräfte) in den Verwaltungen geben.

In gemeinschaftlich verwalteten Pfarrämtern sollen Seelsorgerinnen und Seelsorger enger untereinander sowie mit anderen Akteuren in den Kirchengemeinden wie gemeindepädagogischen Diensten und der Kirchenmusik kooperieren, erklärt Oberkirchenrätin Marianne Wagner, die für das theologische Personal zuständig ist. Genehmigt werden sie von der Kirchenregierung in Speyer.

Bisher beteiligt sich an dem Projekt noch die Kooperationsregion Kaiserslautern-Süd, die anderen Kooperationsregionen Kaiserslauterns folgten, informiert Pfarrer Tim Kaufmann als Referent für kirchliche Erprobungsräume. Die Kooperationszone „An Glan und Lauter“ (ehemaliger Kirchenbezirk Lauterecken) im Kirchenbezirk An Alsenz und Lauter und die Kooperationszonen Nord-Ost des Kirchenbezirks Speyer dächten darüber nach.

Das im Kirchenbezirk Pirmasens bereits 2022 beschlossene gemeinschaftlich verwaltete Pfarramt „Gräfensteiner Holzland“ könne erst jetzt nach einer Pfarrstellenbesetzung starten. Auch das Dekanat Zweibrücken arbeite an einem solchen Konzept. Gemeinschaftlich verwaltete Pfarrämter seien allerdings nicht für jede Kooperationszone oder jeden Kirchenbezirk das Richtige, schränkt Kaufmann ein: „Manchmal reichen andere Formen der Kooperation oder die Form der Gesamtkirchengemeinde aus.“

Einen Vorteil hätten besonders die Menschen in den Kirchengemeinden, macht Dekan Zoller deutlich. Für sie gebe es klare Ansprechpartner für Seelsorge und Gemeindeleitung – meist seien es die bisherigen Pfarrerinnen und Pfarrer. Arbeitsteilig verantwortet werde im Dekanat Bad Bergzabern zukünftig etwa die Öffentlichkeits- und Konfirmandenarbeit sowie die Geschäftsführung, auch gibt es Synergien durch einen gemeinsamen Gottesdienstplan.

Wichtig sei es, die Einführung des neuartigen Pfarramtes gut vorzubereiten, betonen die Dekane Zoller und Janke. Damit alles glatt laufe, seien auch Beratung und Begleitung wichtig – etwa durch das Institut für Fortbildung in Landau. Im Dekanat Landau setze man auf einen externen Unternehmensberater, berichtet Janke. Nicht leicht sei es, im „hierarchiefreien Raum“ einer Teamleitung Entscheidungen zu treffen, räumt er ein.

Der Fortgang des Projekts werde regelmäßig überprüft, der Landessynode und Kirchenleitung werde Bericht darüber erstattet, sagt Zoller. Dass man nach acht Jahren wieder zu alten Strukturen zurückkehre, glaubt der Dekan nicht. „Das wird kaum mehr möglich sein, man hätte das Modell schon länger umsetzen sollen.“