Der Wiederaufbau der barocken Repräsentationsräume im Dresdner Residenzschloss ist abgeschlossen. Am Dienstag wurden die letzten beiden Wandteppiche in den sogenannten Paraderäumen gehängt. In einem sehr anspruchsvollen Prozess seien die Kunstwerke „fadengenau“ reproduziert worden, sagte Projektleiterin Sabine Schneider. Das Weben dieser Muster sei „eine der ältesten und kunstvollsten Textiltechniken der Menschheit“.
Die Schmuckteile der insgesamt 34 Wandteppiche für das Dresdner Schloss wurden zwischen 2011 und 2023 in der Königlichen Teppichmanufaktur in Madrid gefertigt. Dafür wurden laut Schneider 60 Kilogramm Seide, 32 Kilogramm Wolle sowie Silberfäden und vergoldete Silberfäden verwendet.
Die neun Paraderäume wurden bis 2019 rekonstruiert. Sie spiegeln die höfische Festkultur des 18. Jahrhunderts wider. Einige Details wurden später bei laufendem Betrieb ergänzt. Die Gesamtkosten werden auf rund 34,4 Millionen Euro beziffert. In den kompletten Wiederaufbau des Dresdner Residenzschlosses sind bisher rund 396 Millionen Euro von Bund und Land geflossen.
Sachsens Kurfürst August der Starke (1670-1733) hatte die Paraderäume anlässlich der Hochzeit seines Sohnes, Kurprinz Friedrich August (1696-1763), einrichten lassen. Dieser heiratete am 20. August 1719 in Wien die Kaisertochter Maria Josepha von Österreich (1699-1757). In den prunkvollen Dresdner Räumen wurde die Braut am 2. September 1719 vom sächsischen Kurfürsten empfangen.
Die spanische Manufaktur hat die aufwendigen Muster, Säulen mit Blumengirlanden, von Hand gewebt. Mehrfach eingearbeitet wurde auch originalgetreu das Monogramm August des Starken. Die Planungen für die Wiederherstellung der Wandteppiche hatten 2007 begonnen.
Wegen ihres aufwendigen historischen Herstellungsverfahrens zählen sie zu den bemerkenswertesten Teilen der Gesamtrekonstruktion der Räume. Laut Schneider gibt es in Europa kaum noch Werkstätten, die diese Webtechniken beherrschen.
Der Projektleiter für das Schloss vom Sächsischen Immobilien- und Baumanagement, Holger Krause, sagte, an der Rekonstruktion der Paraderäume seien mehr als 300 Gewerke aus ganz Europa beteiligt gewesen. „Die Maßnahme hat europäischen Charakter, nicht nur sächsischen“, sagte er.
Mit dem Audienzgemach und Paradeschlafzimmer in den Farben Rot und Grün bildet das Raumensemble, das auch der Repräsentation diente, das Herzstück des Residenzschlosses. Der sächsische Kurfürst und polnische König, August der Starke, war für seinen Prunk bekannt. Als Vorbild für die Paraderäume diente ihm der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. und sein Schloss Versaille.
Das Dresdner Residenzschloss wurde im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört. Erst nach 1990 begann die umfangreiche Sanierung. 1997 wurde der Ausbau zum Museumskomplex beschlossen.