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Trauerexpertin: So kann man kleinsten Kindern den Tod erklären

In Aschaffenburg ist vor den Augen kleiner Kinder ein Mitglied einer Kindergartengruppe getötet worden. Eine Expertin erklärt, wie Kinder in diesem Alter trauern und wie man mit ihnen über den Tod sprechen kann.

 Nach Einschätzung einer Trauerexpertin ist es wichtig, auch kleinsten Kindern ihre Fragen zu beantworten, wenn Todesfälle im Umfeld auftreten. Das sagte die Leiterin des Trauerzentrums “Lacrima” in Nürnberg, Ursula Gubo, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag auf Anfrage. “Sicher versteht ein kleines Kind unter sechs Jahren nicht, was der Tod bedeutet, weil es die Tragweite nicht beurteilen kann.” Aber wenn Kinder Fragen hätten, müsse man diese in kindgerechter, deutlicher Sprache beantworten. “Lacrima” hat sich auf die Trauer von Kindern und Jugendlichen spezialisiert, Träger sind die Johanniter.

Man solle etwa nicht sagen “Der Opa ist eingeschlafen”, weil Kinder in dem Alter Umschreibungen noch nicht verstünden, erklärte Gubo. Auch Sätze wie “Das verstehst du noch nicht” seien eher fehl am Platz. “Die Kinder haben meiner Ansicht nach ein Recht auf Wahrheit”, führte Gubo aus. “Denn wenn sie spüren, dass etwas nicht stimmt und man sie nicht informiert, verunsichert sie das noch viel mehr.” Es sei auch normal, dass immer wieder dieselben Fragen kämen: “Das ist wie wenn man immer dasselbe Bilderbuch vorlesen muss: Sie brauchen die Wiederholungen, damit es sich bei ihnen einprägt.”

Auch wenn sie den Unterschied zwischen einem natürlichen und einem gewaltsamen Tod nicht erfassen könnten, könnten Kinder Angst bekommen, wenn sie Taten wie die in Aschaffenburg live miterlebten, sagte Gubo. “Selbst wenn sie die Tatsache nicht erfassen können, spüren sie die Stimmung.” Erst ungefähr ab dem Schulalter könnten sie dann verstehen, was der Tod wirklich bedeutet. Dann begriffen sie auch dessen Endgültigkeit.

Das sei aber kein Grund, mit jüngeren Kindern nicht darüber zu reden: “Sie lassen auch nur so viel Schmerz und Trauer zu, wie sie in dem Moment ertragen können. Wenn es nicht mehr geht, ziehen sie sich aus der Situation hinaus und dann kann man mit ihnen schon nicht mehr darüber sprechen, weil das Thema für sie schon wieder weg ist.” Das geschehe aus Selbstschutz. Dadurch sei es auch nicht ungewöhnlich, dass Kinder im einen Moment tief traurig und im nächsten wieder fröhlich sein könnten.

Generell äußere sich Trauer bei Kindern auf ganz unterschiedliche Art und Weise, erklärte Gubo: “Da gibt es Weinen, Kopf- oder Bauchweh, manche sind unter Umständen aggressiv.” Aus ihrer seelischen Not heraus probierten sie ganz unterschiedliche Strategien aus: “Manche Kinder lachen auch die ganze Zeit und sind fröhlich und man merkt es ihnen überhaupt nicht an.”