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“Tor des Monats”-Pionierin Bärbel Wohlleben erhält “Lotte”-Ehrenpreis

Die Fußball-Pionierin Bärbel Wohlleben ist mit dem Ehrenpreis des Mädchen- und Frauenfußball-Preises „Lotte“ für ihr Lebenswerk ausgezeichnet worden. Am Freitagabend erhielt die 1943 geborene Fußballerin, Trainerin und Jugendförderin Wohlleben in Rottendorf bei Würzburg die Auszeichnung bei einer Gala überreicht, wie die Veranstalter mitteilten. Bekannt wurde Wohlleben spätestens 1974, als sie als erste Frau überhaupt das „Tor des Monats“ der ARD-Sportschau geschossen hatte. Die gebürtig aus dem rheinland-pfälzischen Ingelheim stammende Wohlleben hatte damals beim TuS Wörrstadt gespielt.

Wohlleben gehörte zu jener Generation, die wegen des Fußballverbots des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für Frauen lange Zeit keine offiziellen Spiele austragen durfte. Die Jury würdigte bei der dritten Auflage des bundesweit einzigen Mädchen- und Frauenfußballpreises „Lotte“ auch das Engagement Wohllebens nach ihrer aktiven Zeit. Fast fünf Jahrzehnte sei sie als Trainerin im Mädchenfußball-Bereich aktiv gewesen. „Meine Auffassung ist die, junge Menschen auf ihr späteres Leben als Erwachsene hinzuführen“, erläuterte sie und dankte für die Auszeichnung. Sie habe nie gedacht, nochmals so eine Aufmerksamkeit zu erfahren.

Ausgezeichnet wurde neben Wohlleben als Ehrenpreisträgerin auch Tugba Tekkal und ihr deutsch-irakisches Projekt „Scoring Girls“. Die ehemalige Bundesliga-Spielerin erhielt den „Lotte“-Sonderpreis, das mehr als 500 Mädchen in ungefähr 15 Ländern für Fußball begeistert und im Alltag unterstützt. Die „Lotte“ in der Kategorie Frauenfußball erhält der Berliner Verein „Pichanga“, der im Juni dieses Jahres mit dem ersten inoffiziellen „Länderspiel“ gegen eine Frauenauswahl des Vatikans für Aufsehen gesorgt hatte. Der Mädchenfußball-Preis geht an die Nachwuchs-Schiedsrichterin Marie Gamperl, die bereits als 15-jährige als Unparteiische aktiv war.

Benannt ist der Preis „Lotte“ nach Charlotte Specht. Sie gründete im Jahr 1930 in Frankfurt am Main den ersten deutschen Fußballclub nur für Frauen – damals eine „sehr freche und selbstbewusste Sache“, schreiben die Organisatoren. Auch sonst habe sich Charlotte Specht, die von allen nur „Lotte“ genannt wurde, den Mund nicht verbieten lassen und entschlossen die Anliegen der Frauen vertreten. Den Preis rief Heinz Reinders 2017 ins Leben. Der Professor hat den Lehrstuhl Empirische Bildungsforschung an der Universität Würzburg inne und leitet das Nachwuchsförderzentrum für Juniorinnen. (00/3694/11.11.2023)