Thüringen will verpflichtende Besuche von Schülerinnen und Schülern an Erinnerungsorten für Opfer des NS-Regimes und der SED-Diktatur einführen. Die Opfer verdienten Gehör und Anerkennung, sagte Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) am Montag in Erfurt anlässlich des 72. Jahrestags des DDR-Volksaufstandes am 17. Juni 1953. Ihre Geschichte sei ein Vermächtnis, das gerade jungen Menschen vermittelt werden müsse.
Gemeinsam mit dem Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Peter Wurschi, wird Voigt am Dienstag in Heiligenstadt an einer Gedenkveranstaltung zum 17. Juni teilnehmen. Die Lebensgeschichten der Opfer müssten als Mahnung für Gegenwart und Zukunft verstanden werden, sagte der Ministerpräsident. Wer unter der Repression des SED-Regimes gelitten habe, solle auch künftig gesellschaftliche Anerkennung für sein persönliches Schicksal erfahren.
Besonders gewürdigt wird in diesem Jahr demnach die Geschichte von Richard Stumpf, der am 17. Juni 1953 in Heiligenstadt gegen die DDR-Propaganda aufbegehrte und dafür zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde. Sein Einsatz für Wahrheit und Freiheit steht laut Voigt exemplarisch für viele, deren Biografien durch das SED-Unrecht tiefe Einschnitte erfuhren.
Am 17. Juni 1953 kam es in der DDR zu Massenprotesten und Streiks gegen die sozialistische Regierung und die sowjetische Besatzungsmacht. Die Proteste wurden gewaltsam von sowjetischen Truppen niedergeschlagen. In der Bundesrepublik wurde dieser Tag bis zur Wiedervereinigung als „Tag der Deutschen Einheit“ begangen. Bis heute gilt er als nationaler Gedenktag.