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Thomas-Mann-Enkel Frido zieht in die Schweiz

Die politische Lage in Deutschland lässt manche Prominente ans Auswandern denken. In der Schriftsteller-Dynastie Mann hat man leidvolle Erfahrungen mit dem Thema. Die auch in der dritten Generation durchschlägt.

 Frido Mann (84), Schriftsteller, Psychologe und Enkel eines prominenten Großvaters, zieht Ende März in die Schweiz. In München werde er “voraussichtlich nur eine kleine Wohnung behalten”, sagte Mann der “Süddeutschen Zeitung” (Freitag). Außer familiären Gründen spiele dabei auch die politische Situation in Deutschland eine Rolle. Es werde “hier politisch immer ungemütlicher, je mehr Macht die AfD bekommt”, sagte er. “Es gibt Kreise in der AfD, die sind zu allem fähig.” Man müsse immer Hoffnung haben, “doch es kann gefährlich werden”.

Mann hat die Schweizer Staatsbürgerschaft, seine Mutter war Schweizerin, sein Sohn lebt dort. “Was die heutige Situation angeht, so hat man in der Schweiz auch sicher noch für einige Zeit eine gewisse Sicherheit. Aber auch da weiß man nicht, was auf Dauer passiert”, räumte der 84-Jährige ein.

Der Autor verwies auf jüdische Emigranten in seiner Verwandtschaft. Die hätten schon in den 1990er Jahren gesagt: “Es kommt alles wieder!” Das habe er damals “unglaublich irrational” empfunden. “Wer hätte gedacht, dass jetzt wieder eine solche Richtung eingeschlagen wird?” Dies sei auch ein Grund für seinen Umzug. Andererseits habe er in Kreuzlingen, auf der Schweizer Seite gegenüber Konstanz, schon Fantasien: “Wann fangen sie an, an der Grenze einen Drahtverhau zu errichten? Das gab es ja damals, und es haben sich Dramen abgespielt, als Menschen aus Deutschland flüchten wollten.”

In der Nazi-Zeit musste die ganze Familie Mann Deutschland verlassen. Dem Literaturnobelpreisträger Thomas Mann und seinen Verwandten wurde die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Einen Teil seines Exils verbrachte er auch in der Schweiz.