„Dem Volk auf‘s Maul schauen“ – für Martin Luther war dies der leitende Grundsatz, als er die Bibel ins Deutsche übersetzt hat. Ihm war wichtig, dass die Menschen verstehen konnten, worum es ging. Nicht nur die Gebildeten.
Das ist bis heute Prinzip der evangelischen Kirche. Im Gottesdienst versuchen Predigerinnen und Prediger, die Bibel verständlich und lebensnah auszulegen.
Schwieriger ist es mit der Theologie als Wissenschaft. Gerade im 20. Jahrhundert gab es bahnbrechende Erkenntnisse. Vieles davon ist für Pfarrerinnen und Pfarrer durchs Studium selbstverständlich, Gemeindegliedern aber oft nicht leicht zugänglich. Zu unbekannt die Professoren, zu kompliziert die Bücher, zu viele Fachbegriffe.
Durch die Möglichkeiten des Internets ändert sich das. Gewiss haben einzelne Autorinnen und Autoren auch in Büchern versucht, ihre Erkenntnisse allgemeinverständlich weiterzugeben. Soziale Netzwerke wie YouTube oder Facebook bieten allerdings heute eine Fülle an Möglichkeiten, Theologie einfach zu erklären.
Und diese Möglichkeiten werden genutzt. „Worthaus“ ist vielleicht eines der bekanntesten Angebote, das Vorträge in Video und Audio einem größeren Publikum kostenfrei zugänglich macht. Der Vorteil: Interessierte können sich gemütlich mit Kopfhörer auf dem Sofa schwierige Fragen verständlich erklären lassen.
Inhaltlich finden sich Beiträge zu Themen wie „Warum musste Jesus sterben?“ oder „Gibt es einen strafenden Gott?“. Bei YouTube veröffentlicht seit Kurzem auch Peter Wick kurze Videos zu theologischen Fragen. Der Bochumer Professor für Neues Testament hat unter dem Titel „Taler und Talar“ bisher sieben Beiträge eingestellt. Die Filme sind nur etwa sechs Minuten lang, haben es aber in sich.
Sympathisch und klug verbindet Wick biblische Themen mit aktuellen Fragen. Da geht es unter anderem um „Frieden und Dankbarkeit in der Krise“ oder „Ein Leib! Wenn es einen erwischt, erwischt es alle“. Alles ohne Vorbildung am Küchentisch zu hören.
Einer der großen Theologen der letzten Jahrzehnte war Karl Barth. Anschaulich präsentiert der Reformierte Bund in Deutschland derzeit kurze Stücke seiner Theologie in Videos. Dabei erweckt der Schaupieler Michael Schwyter Barth als Handpuppe zum Leben. Diese und andere theologische „Häppchen“ finden sich täglich neu in einer App für Handy und Tablet-PC unter www.fromapp.org.
Wer Podcasts – also Sendungen zum Hören – schätzt, wird unter anderem beim Projekt RefLab aus Zürich fündig. Hier bietet die Reihe „ausgeglaubt“ viele Anregungen. Verständlich und provozierend. Hier heißt es: „Jesus ist nicht Gott“ oder „Es gibt keine Hölle“. Alles leicht zu finden unter www.reflab.ch oder bei den bekannten Podcast-Anbietern.