Die Debatte um die Vatikan-Erklärung zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare hält an. Der katholische Theologe und Kirchenrechtler Thomas Schüller sieht in dem Papier eine diskriminierende Note. „Es ist eine Segnung zweiter Klasse“, sagte Schüller der Süddeutschen Zeitung. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann würdigte den Text dagegen als „theologischen und pastoralen Durchbruch“.
Schüller betonte, die Erklärung gebe im Grunde keine Handlungsanweisung für die Priester in den Gemeinden, alles bewege sich weiter in einem Graubereich. „Es wird zu einem freien Spiel der liturgischen Kräfte kommen“, sagte der Hochschulprofessor aus Münster voraus. Er erwarte „einen Kulturkampf in der katholischen Kirche zwischen reformerischen und konservativen Kräften“.
Trierer und Aachener Bischöfe begrüßen das Vatikan-Schreiben
Der Trierer Bischof Ackermann betonte, er empfinde es als „gut und hilfreich“, dass Paare, die nicht kirchlich heiraten könnten oder wollten, den Segen empfangen könnten. In einem am Dienstagabend veröffentlichten Schreiben an die Verantwortlichen in der Seelsorge des Bistums rief Ackermann Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten zur Offenheit gegenüber Segenswünschen auf. Die römische Erklärung eröffne nun „mit höchster lehramtlicher Autorität die Möglichkeit, dem Wunsch nach Segen zu entsprechen“.
Das #Dikasterium für die Glaubenslehre in Rom hat gestern die Erklärung #FiduciaSupplicans veröffentlicht. Sie beschäftigt sich mit der #Segnung von Paaren, die nicht kirchlich heiraten können oder wollen und sagt erstmals ausdrücklich, dass diese den Segen empfangen können. pic.twitter.com/cXbFUi25hS
— Bistum Trier (@bistum_trier) December 19, 2023
Auch der Aachener Bischof Helmut Dieser begrüßte das Schreiben des Vatikans. Damit erfahre die seelsorgliche Praxis im Bistum Aachen „eine tiefgehende pastoral-theologische Begründung durch die oberste kirchliche Lehrautorität“, erklärte Dieser am Mittwoch.
Bischof Dieser: Vielfältige Formen von Segnungen in seelsorglichen Beziehungen verstehen
Bislang unterlag es Bischof Dieser zufolge der Gewissensentscheidung der Seelsorgenden im Bistum, im Einzelfall über die Spendung von Segnungen zu entscheiden. „Dies erfährt nun mit der Römischen Erklärung nicht nur eine Bestätigung, sondern darüber hinaus sogar eine Aufforderung, die vielfältigen Formen von Segnungen in seelsorglichen Beziehungen als Mittel der Evangelisierung zu verstehen und anzuwenden“, sagte der Bischof weiter.