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Theologe: Kirche und Politik haben miteinander zu tun

Für den Theologen Philipp Stoellger haben Kirche und Politik immer miteinander zu tun. „Wenn Christen Verantwortung übernehmen, ist das immer mit politischem Handeln verbunden“, sagte der Leiter der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) am Dienstagabend in Heidelberg. Gemeinsam mit dem Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer hatte die Einrichtung zu einem Gespräch über das Verhältnis von Staat und Kirche eingeladen.

Der wissenschaftliche Referent für Theologie an der FEST, Rasmus Nagel, erkennt gegenseitige Grenzüberschreitungen von Religion und Politik. Beide hätten eine „Tendenz zur Übergriffigkeit“, weil sie aus dem Anspruch heraus handelten, alles sei politisch oder heilsgeschichtlich relevant. „Politik ist letztlich Gewalt – das haben wir vergessen“, so Nagel. Eine Kirche im Staat müsse der Politik ihre Grenzen aufzeigen: „Kirche erinnert daran, dass Macht endlich ist.“

Der Dekan der Evangelischen Kirche in Mannheim, Ralph Hartmann, hob die gestaltende Verantwortung der Kirche hervor. „Unsere Kraftquelle ist, dass wir über das Tagesgeschäft hinausdenken.“ Kirchliches Handeln zeige sich dort, wo Worte in Taten übergingen – etwa in Vesperkirchen, Bildungsprojekten oder im Kirchenasyl.

„Das Entscheidende ist nicht, ob wir an Gott glauben, sondern dass Gott an uns glaubt – das feiern wir an Weihnachten.“ Nach Hartmanns Einschätzung steht die Kirche heute vor einem großen Statusverlust. Während der Coronakrise habe sie erfahren, dass sie gesellschaftlich nicht als „systemrelevant“ galt.

Auf Machtmissbrauch innerhalb religiöser Strukturen ging die Juristin Katarina Weilert ein: „Auch in der Kirche gibt es Wölfe im Schafspelz.“. Besonders in autokratisch regierten Staaten verschmölzen Glauben und politische Macht gefährlich. „Kirche darf ihre theologischen Ziele nicht aufgeben, sonst verliert sie ihren Einfluss. Man ist nicht gefeit vor Bedeutungsverlust, wenn man alles mitmacht“, mahnte Weilert. (2689/22.10.2025)