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Theaterchef: Können zeigen, wohin Gesellschaft sich entwickelt

Der bisherige Leiter des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier, Michael Schulz, hat die Rolle des Theaters für die Demokratie unterstrichen. „Solange wir den demokratisch legitimierten Auftrag haben, Theater zu machen, können wir der Gesellschaft zeigen, wohin wir uns bewegen, im Guten wie im Schlechten“, sagte der künftige Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters der „Saarbrücker Zeitung“ (Freitag). „Ich sehe meine Aufgabe darin, in alle Richtungen Fragen zu stellen und für die Demokratie und die Freiheit zu streiten.“

Die Aufgabe von Theaterarbeit sei es nicht, politisch Einfluss zu nehmen, unterstrich Schulz. Theater arbeiteten mit Visionen und Utopien im öffentlichen Raum. „Auch wenn es im ersten Moment wie Zerstreuung aussieht, sind wir doch immer dabei, durchzudeklinieren, wie Menschen miteinander umgehen und Modelle und Strukturen zu beleuchten“, betonte er. „Ich möchte keine parteipolitische Linie ausagieren, aber es wird nie dazu kommen, dass wir Dinge auf die Bühne bringen, die antidemokratisch sind.“

Mit Blick auf die Wahlerfolge der AfD bei der Bundestagswahl sagte Schulz, dass er den wenigsten Wählern dieser Partei einen Vorwurf mache, „auch wenn ich es zutiefst bedaure und letztlich nicht verstehen kann“. Manche fühlten sich mit ihren Problemen alleingelassen und wählten dann „die simplen Versprechen der vermeintlichen Alternativen“.

„Eine Ursache könnte sein, dass wir in der Bildungspolitik über Jahrzehnte versäumt haben, ins Zentrum eine umfassende Bildung der Zusammenhänge zu stellen, damit Menschen zu einer eigenen Position finden, zu einer die lösungsorientiert nach vorne denkt und nicht rückwärtsgewandt ist“, sagte er der „Saarbrücker Zeitung“. „Ich meine, die AfD und das BSW gestalten rückwärtsgewandt, wollen die Realität verbal wegwischen und durch märchenhafte Erzählungen ersetzen, demokratiefeindlich, intolerant und unfrei.“

Schulz übernimmt ab der Spielzeit 2025/2026 die Generalintendanz des Saarländischen Staatstheaters von Bodo Busse, der im August 2025 auf eigenen Wunsch zur Staatsoper Hannover wechselt. Schulz wurde 1966 im niedersächsischen Soltau geboren und hat nach seinem Abitur in Braunschweig Regie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg studiert. Seit der Spielzeit 2008/2009 ist er am Musiktheater im Revier.