In Frankfurt heißt das Waldstadion “Deutsche Bank Park”, die Dortmunder Borussen spielen im “Signal Iduna Park”. Was im Fußball funktioniert, wollen Theatermacher in Görlitz nun auch auf den Kulturbereich übertragen.
Mit einer ungewöhnlichen Aktion sorgt das Theater Görlitz-Zittau derzeit für Schlagzeilen. Ab sofort sollen Unternehmen oder Privatpersonen die Namensrechte an dem Haus erwerben können, das bislang nach dem Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann (1862-1946) benannt ist. Wie Intendant Daniel Morgenroth am Dienstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte, gibt es bereits “zwei ernsthafte Gebote”. Diese lägen allerdings noch in einem “überschaubaren finanziellen Rahmen”.
Im Sport sei es gang und gäbe, dass Konzerne die Namensrechte an Sportarenen oder Veranstaltungshallen erwerben. Dieses Vorgehen könnten auch die Theater nutzen, die zudem über ein riesiges Werbepotenzial verfügten, hatte Morgenroth zuvor erklärt. “In Deutschland gehen jedes Jahr mehr Menschen ins Theater als ins Fußballstadion. Mit den Namensrechten an unserem Haus erreichen Unternehmen jährlich über 150.000 Zuschauer sowie knapp ein halbe Million Menschen im gesamten Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien.”
Mit den beiden großen Häusern in Görlitz und Zittau besitze sein Theater zudem “prachtvolle Immobilien in allerbester Stadtlage, die sich für Werbung hervorragend eignen”, so Morgenroth. “Darüber hinaus sind Menschen im Theater und Konzert emotional ergriffen und offen für neue Impulse.” Die Hochkultur dürfe sich dem Sponsoring nicht länger verschließen. “Wir können unseren Werbepartnern ein exzellentes und zahlungskräftiges Klientel bieten. Darüber hinaus bieten wir als Institution der Hochkultur hervorragende Übertragungseffekte für die beworbene Marke.”
Unterdessen startete die Linkspartei in Görlitz eine Online-Petition. Darin fordern die Initiatoren, die Versuche zu stoppen, den Namen des Theaters zu kommerzialisieren und an den Werbemarkt zu bringen. Intendant Morgenroth zeigte sich gegenüber der KNA erfreut darüber, dass das Thema so breit diskutiert werde. Mit Blick auf die aktuelle Spielzeit unter der Überschrift “KAPITAL” habe man viel “über Geld, über fehlenden Mittel für die Kultur und ökonomische Mechanismen” gesprochen. “In diesem Zuge kamen wir im Leitungsteam auf die Idee mit dem Namenssponsoring”, erläuterte Morgenroth.