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Terror am Bondi Beach: Und die Angst feiert mit

Zwei Attentäter erschießen am Bondi Beach in Australien Menschen, die am Strand das jüdische Fest Chanukka feiern. Das ist ein Anschlag auf offene Gesellschaften, kommentiert C.C. Klaiber.

Nach dem Anschlag am Bondi Beach haben Menschen Blumen niedergelegt
Nach dem Anschlag am Bondi Beach haben Menschen Blumen niedergelegtImago / VCG

Menschen feiern am Strand von Bondi Beach in Sydney den Beginn von Chanukka, dem jüdischen Lichterfest. Dann fallen Schüsse. Menschen sterben, viele werden verletzt. Wieder trifft tödlicher Hass die jüdische Gemeinschaft.

Solche Anschläge richten sich nicht nur gegen eine Minderheit. Sie zielen auf das Herz offener Gesellschaften, in denen Menschen ihren Glauben sichtbar leben und gemeinsam feiern. Wenn jüdische Feiertage lebensgefährlich werden, steht mehr auf dem Spiel als die Sicherheit Einzelner. Dann geht es um die Frage, ob eine Gesellschaft ihre Mitglieder schützt – oder ob Angst und Drohung das Feld gewinnen.

Terror zu Chanukka: Antisemitische Gewalt wiegt schwer

Religiös motivierte Feindseligkeit trifft auch andere. Muslime erleben Drohungen und Angriffe, Christinnen und Christen werden in vielen Ländern verfolgt. Terror richtet sich immer wieder gegen Orte, an denen Glaube und Leben zusammenkommen: Der Lkw-Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016 oder der Angriff auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt Ende 2024 galten Menschen an einem vermeintlich sicheren Festort. Antisemitische Gewalt wie jetzt am Bondi Beach wiegt dabei besonders schwer – erst recht mit Blick auf Deutschland. Aus der Verantwortung für die Shoah erwächst eine bleibende Verpflichtung, jüdisches Leben zu schützen.

Darum reichen Worte der Bestürzung nicht aus. Der Krieg zwischen Israel und der Hamas darf nicht als Vorwand dienen, antisemitische Hetze zu relativieren oder zu übersehen. Antisemitismus ist keine Meinung und darf kein Nebenprodukt politischer Auseinandersetzungen werden.

Christlicher Glaube lebt von Nähe zu Judentum

Für die Kirchen gilt das in besonderer Weise. Christlicher Glaube lebt aus der Nähe zum Judentum; Verachtung oder Schweigen beschädigt die eigene Wurzel. Wo jüdische Feste bedroht sind, entscheidet sich, ob Kirchen glaubwürdig an der Seite der Bedrohten stehen – im Wort, im Gebet und im Mut, jüdisches Leben sichtbar zu unterstützen.