Die ökumenische Telefonseelsorge Recklinghausen hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Anrufe erhalten als im Vorjahr. Im Jahr 2023 habe das rund um die Uhr erreichbare Angebot, 15.675 Anrufe verzeichnet, die zu 12.776 Seelsorge- und Beratungsgesprächen geführt hätten, erklärte das Bistum Münster, das für die Telefonseelsorge Recklinghausen mit zuständig ist, am Dienstag. Das seien 2.200 Anrufe mehr als im Jahr zuvor.
Die Themen, mit denen sich die Anrufenden an die überwiegend ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewandt hätten, hätten sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert, hieß es. In mehr als einem Drittel der Gespräche sei es um Erfahrungen mit psychischer Erkrankung gegangen. 18 Prozent hätten angegeben, unter depressiven Stimmungen zu leiden, zwölf Prozent unter Ängsten. Bei mehr als jedem fünften Gespräch (22 Prozent) sei es um das Thema Einsamkeit gegangen, in 17 Prozent um körperliche Beschwerden und Erkrankungen. In einem Zehntel der Seelsorgegespräche habe Suizid unmittelbar oder mittelbar eine Rolle gespielt.
Die meisten Anrufenden sind laut Statistik zwischen 50 und 60 Jahre alt gewesen, weiblich, allein lebend und nicht mehr berufstätig. Bei der Beratung im Chat hingegen sei ein Großteil der Ratsuchenden jünger als 30 Jahre (49 Prozent) und weiblich. Insgesamt hätten die Beraterinnen und Berater 1.114 Chats gezählt, die zu rund 1.020 Seelsorge und -Beratungschats geführt hätten. Die Zahl der Chats sei im Vergleich zum Jahr 2022 nahezu unverändert gewesen. Allerdings sei die Zahl der Seelsorge- und Beratungschats leicht gestiegen.
Nach Corona hatten sich in den Chats die Themen bei jungen Ratsuchenden verändert, hieß es. Das Thema Einsamkeit habe im Vergleich etwas abgenommen, auch die Themen depressive Stimmungen und Ängste seien zurückgegangen. Auf dem Vormarsch seien hingegen Familienkonflikte und Partnerschaftsfragen sowie die Themen Therapie und Betreuung. Ebenso hätten die Chatterinnen und Chatter immer wieder von Gewalterfahrungen geschrieben, bei drei Prozent sei es um sexualisierte Gewalt gegangen.
Nach den Herbstferien starte ein neuer Ausbildungskurs, bei dem Interessierte umfangreich geschult werden, um für Menschen in schwierigen Lebenslagen eine gute Gesprächspartnerin oder ein guter Gesprächspartner zu sein, erklärte die Telefonseelsorge. Interessierte könnten sich noch bis Anfang September bei der Telefonseelsorge bewerben.