Berühmt wurde er für seine Erfindung der Computermaus in den 1960er-Jahren: Der US-amerikanische Computertechniker Douglas C. Engelbart war seiner Zeit voraus. Er erkannte schon damals, dass Computer viel mehr sein können als riesige Rechenmaschinen – in einer Zeit, in der die Großrechner noch ohne Kontakt zur Außenwelt arbeiteten und das World Wide Web Zukunftsmusik war. Der Visionär wurde vor 100 Jahren, am 30. Januar 1925, in Portland/USA geboren.
Dort wuchs Engelbart in bescheidenen Verhältnissen auf einer Farm auf. Er studierte Elektrotechnik und ließ sich im Zweiten Weltkrieg 1944 als Radartechniker für die US-Marine verpflichten. Nach seinem Studium arbeitete er ab 1948 als Elektroingenieur bei einer Vorläuferorganisation der Weltraumbehörde NASA und forschte ab 1957 am Stanford Research Institute.
Ein großes Potenzial sah er in der Interaktion von Mensch und Maschine. Dabei gehe es jedoch nicht darum, dass die Technologie den Mensch ersetze, betonte er immer wieder. Vielmehr könne die Technik die menschlichen Fähigkeiten erweitern und Menschen zusammenzubringen, um Probleme gemeinsam zu lösen.
Seine Vision war es, dass Menschen einmal an Bildschirmen sitzen, Symbole mit einer Maus über den Bildschirm wandern lassen und Informationen mit einer Tastatur eingeben und verschicken können. Im Digital-Zeitalter ist Engelbarts Vision dank ständiger Interaktion mit Computer, Smartphone oder Tablet selbstverständliche Realität.
Anfangen hat alles 1968 in San Francisco mit Engelbarts legendärer Computerpräsentation „The Mother of All Demos“ – deutsch: „Die Mutter aller Vorführungen“. Dort zeigte er vor 1.000 Computerspezialisten ein Hardware- und Softwaresystem namens oN-Line System, kurz NLS. Fernsehkameras übertrugen Monitor und Keyboard auf eine knapp sieben Meter hohe Leinwand.
Als erster demonstrierte er Computer-Elemente, die heute selbstverständlich sind, wie Grafiken, Fenster, Textverarbeitung. Das Publikum konnte zusehen, wie sich Mitarbeiter von Engelbart aus etwa 50 Kilometer Entfernung zuschalteten und gemeinsam ein Dokument bearbeiteten. Dabei wurde für die Befehlseingabe ein „X-Y-Positionsindikator für ein Bildschirmsystem“ verwendet.
Dieses Gerät haben heute viele zu Hause für ihren PC, auch wenn es unter diesem Namen niemand kennt: die Computermaus, die Engelbart an der kalifornischen Universität Stanford erfunden hatte. Sie wurde 1970 in den USA patentiert unter der Nummer 3.541.541.
Ausgangspunkt für die Erfindung war ein neues Bildschirmsystem, für das ein Werkzeug zur optimierten Interaktion zwischen Mensch und Maschine gesucht wurde. Seine Maus verfügte über zwei Räder für die X/Y-Koordinierung und eine Taste zum Klicken. Der erste Prototyp war ein hölzerner Kasten mit rotem Knopf und zwei Rädern an einem Kabel. Dies habe ihn an eine Maus erinnert, sagte Engelbart.
An die spektakuläre Vorführung dachte der amerikanische Informatiker Alan Kay noch Jahre später zurück. Die Erfindung habe biblische Dimensionen gehabt, „Engelbart war wie Moses, der das Rote Meer teilt.“
Trotzdem ging die Entwicklung zunächst nur zögerlich weiter, was Engelbart sehr enttäuschte. In den 1970er-Jahren wechselten viele Mitarbeiter Engelbarts an andere Computerfirmen. Das Stanford Research Institute verkaufte die Lizenz für die Computermaus für 40.000 Dollar an Steve Jobs Firma „Apple“ – rückblickend ein Schnäppchen. Apple verhalf der Technik zum Durchbruch.
Unabhängig davon hatte auch ein Deutscher eine Art Computermaus erfunden, wenn auch ohne Patent: Die „Rollkugel“ des baden-württembergischen Forschers Rainer Mallebrein kam 1969 mit Großrechnern der Firma Telefunken auf den Markt.
Engelbart starb im Alter von 88 Jahren am 2. Juli 2013 im kalifornischen Atherton. An seine Bedeutung erinnert der Direktor des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim, Henning Lobin. Engelbart habe mit seinen Entwicklungen als erster ein sehr enges Zusammenwirken von Mensch und Computer realisiert. Er sei ein „Techno-Visionär“ gewesen, der nicht überschätzt werden könne, erläutert Lobin, der den Blog „Die Engelbart-Galaxis“ betreibt. „Engelbart hat uns als ‘Benutzer’ im heutigen Sinne erfunden.“