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Tausende Waldbrände in Brasilien registriert

Sattelitenbilder zeigen riesige Rauchwolken über Brasilien. Angesichts der schwersten Brände seit Jahren werfen Kritiker der Regierung Lula Versäumnisse vor. Ursache für die Brände sei nicht nur der Klimawandel.

Es sind beängstigende Zahlen: Allein am vergangenen Freitag hat das staatliche Klimainstitut Inpe knapp 5.000 Brandherde in ganz Brasilien registriert. Neben rund 1.700 Feuern in Amazonien wurden knapp 1.900 im südöstlichen Gliedstaat Sao Paulo gezählt, einem der wichtigsten Agrargebiete Brasiliens. Satellitenbilder zeigen riesige Rauchwolken, die vom Amazonasgebiet bis nach Südbrasilien reichen. In Großstädten des Südens sind die Behörden aufgrund der schlechten Luftqualität besorgt.

Experten schätzen, dass seit Jahresbeginn bereits 4 Millionen Hektar Wald in Brasilien verloren gegangen sind. Allein im August seien 2,5 Millionen Hektar verbrannt, wie die staatliche Universität von Rio de Janeiro (UFRJ) ermittelte. Damit liegt die Waldvernichtung im August um bis zu 80 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre.

Umweltministerin Marina Silva erklärte am Sonntag, dass Brandstiftungen zu den Bränden in Amazonien, im westbrasilianischen Sumpfgebiet Pantanal sowie im Südosten beitragen. Brasiliens Bundespolizei sowie die Umweltbehörden ermitteln in Dutzenden von Fällen. Im Gliedstaat Sao Paulo seien am Wochenende drei Personen wegen Brandstiftung festgenommen worden. In dem Agrarstaat sollen rund 4.000 landwirtschaftliche Produktionsbetriebe durch die Brände zu Schaden gekommen sein. Die Lokalregierung spricht von Schäden in Höhe von mindestens rund 150 Millionen Euro.

Derzeit herrscht in weiten Teilen Brasiliens Trockenheit. In der Amazonasregion wird es erst wieder im Oktober verstärkt regnen. Im Süden herrscht Winter mit kalt-trockenem Wetter, im Westen und Osten ist es zu trocken und zu heiß. In Südost- und Zentralbrasilien sorgen Stürme dafür, dass Brände angefacht werden. In einigen Regionen Zentralbrasiliens gab es Stürme, in denen sich Rauchschwaden mit Sand vermischten. Der Flugverkehr in einigen Regionen war betroffen. Die Millionenstädte Brasilia und Sao Paulo sind seit Tagen von Rauchwolken bedeckt.

Im Gliedstaat Amazonas, der das Herzgebiet des brasilianischen Regenwaldes bildet, kommt es inmitten einer ungewöhnlich schweren Trockenheit derzeit zu einer Rekordzahl an Bränden. Im August waren es bisher rund 7.000 – gegenüber rund 4.000 im vergangenen August. Die Behörden fürchten, dass die aktuelle Trockenheit die Rekorddürre des vergangenen Jahres noch übertreffen könnte. Bereits jetzt haben 20 von 62 Munizipien den Notstand ausgerufen.

Aufgrund schwacher Regenfälle im Mai – nur 18 Prozent der für diesen Monat normalen Menge wurden registriert – sinken die Flusspegel bereits seit Anfang Juni, statt wie sonst ab Anfang Juli. Die niedrigen Pegelstände schneiden Dörfer und Städte von der Versorgung ab, Lebensmittelpreise schnellen in die Höhe.

Die Brände setzen die Regierung von Präsident Luiz Inacio Lula da Silva unter Druck. Dieser war 2023 mit dem Versprechen angetreten, die Waldzerstörung zu reduzieren. Bereits während seiner ersten Regierungszeit von 2003 bis 2010 war ihm dies gelungen. Und tatsächlich war die Zahl der Rodungen in Amazonien auch zuletzt rückläufig. Allerdings bekommt die Regierung das Problem der Brände nicht in den Griff.

In manchen Regionen wüten so schwere Brände wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr. Während die Lula-Regierung den Klimawandel verantwortlich macht, verweisen Experten auf Budgetkürzungen der Regierung für die Bekämpfung sowie Vorbeugung von Waldbränden.

Der Gouverneur des Gliedstaates Amazonas, Wilson Lima, kritisierte ebenfalls die Regierung. Diese reagiere lediglich mit immer härteren Umweltbußgeldern auf die Zunahme von Rodungen und Bränden, während die Vorgängerregierung unter dem Rechtspopulisten Jair Messias Bolsonaro verstanden habe, dass es so nicht gehe. “Bolsonaro hatte genau das verteidigt, was auch wir verteidigen: Wir brauchen hier Arbeitsplätze und mehr Wirtschaftswachstum.”

Ohne Zugang zu staatlichen Krediten bliebe Kleinbauern keine Alternative als Wälder abzufackeln, um Weideflächen zu schaffen. Zudem forderte Lima eine Legalisierung von Anbauflächen, auch wenn Bauern diese illegal erworben haben. Oft handelt es sich um Staatsland oder indigene Gebiete, die von Bauern einfach besiedelt wurden. Ohne Legalisierung haben die Bauern keinen Zugang zu Krediten für ihre Agrarbetriebe.