In zahlreichen Städten Bayerns haben sich am Samstag tausende Menschen versammelt, um gegen Populismus und Rechtsextremismus zu demonstrieren. In Nürnberg kamen nach Angaben der Polizei statt der angemeldeten 1.000 Menschen rund 12.000 Bürger zusammen. Der Willy-Brandt-Platz habe nicht ausgereicht, sodass man auf die Marienstraße habe ausweichen müssen, sagte ein Polizeisprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zu der Demonstration aufgerufen hatte das Nürnberger Bündnis Nazistopp.
Ulli Schneeweiß vom Bündnis Nazistopp forderte ein Verbot der AfD. Die Partei gefährde den sozialen Zusammenhalt mehr als es die NPD je getan habe, sagte er. Die Partei müsse daher „nicht nur juristisch, sondern auf allen gesellschaftlichen Ebenen bekämpft werden – hier auf der Straße, am Stammtisch, im Verein, ja in der eigenen Familie“.
Der Holocaust-Überlebende Ernst Grube kritisierte die Verschärfung der Asylgesetzgebung: „Diese Asylwende findet vor unseren Augen statt. Menschenfeindlichkeit und Entrechtung, staatlich betriebene Grausamkeiten in kleinen kontinuierlichen Schritten schaffen neue Spielräume für weitergehende Pläne der AfD als parlamentarischer Arm und Zentrum des Rechtsextremismus“, sagte er laut Mitteilung.
Bei der Demonstration „‘Nieder wieder‘ ist Jetzt!“ in Ansbach sprach unter anderem die Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski. Es sei an der Zeit, „die Zurückhaltung abzulegen und sich zu Wort zu melden“, um sich für die freiheitliche Demokratie starkzumachen, sagte die evangelische Theologin vor den laut Polizeiangaben rund 1.000 Teilnehmern. Die Kirche stehe mit ihrer Botschaft „in Wort und Tat für ein gutes Miteinander unterschiedlicher Kulturen, sozialer Schichten, Religionen“. Die Rechtsstaatlichkeit in Deutschland sei „ein hohes Gut“, das man gemeinsam verteidigen müsse: „Wir widersetzen uns Verschwörungstheorien und Unwahrheiten.“
Auch wenn man wisse, dass auch Kirchenmitglieder die AfD wählten, verurteile man Hass und Hetze, Rassismus, Ausgrenzung und Antisemitismus. Das beste Mittel gegen radikale Strömungen ist laut Bornowski eine „gute, zukunftsfähige Politik“. Alle würden um den richtigen Weg ringen, „aber lassen Sie uns auf einem gemeinsamen Weg bleiben, der geprägt ist von gegenseitiger Achtung“, sagte die Theologin. Zu der Kundgebung hatten mehrere Organisationen, Parteien und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) aufgerufen.
Ebenfalls deutlich mehr Teilnehmer als angemeldet hatte am Samstagmittag die Demo von „Omas gegen Rechts“ auf dem Unteren Markt in Würzburg. Ab 12 Uhr hatten sich dort nach Schätzungen der Polizei zwischen 3.000 und 4.000 Menschen versammelt, um gegen Rechtsextremismus und für Demokratie zu demonstrieren. Auf Schildern und Transparenten wurde unter anderem ein AfD-Verbot gefordert, Rednerinnen forderten die „schweigende Mehrheit“ der bürgerlichen Mitte zum Protest und Widerstand gegen Hass und Hetze von Rechts auf.
Bereits am Freitagnachmittag hatten sich in Erlangen auf dem Hugenottenplatz laut Polizei rund 4.000 statt der ursprünglich angemeldeten 100 Menschen versammelt, um gegen Populismus und Rechtsextremismus zu demonstrieren. Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) sagte bei der Demonstration: „Das Maß ist voll und wir können uns nicht länger ausruhen und weiter abwarten.“ (00/0227/20.01.2024)