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“Tagesschau” startet Angebot in Einfacher Sprache

Etwa 17 Millionen Menschen in Deutschland lesen oder schreiben laut einer Studie auf Vierte-Klasse-Niveau oder schlechter. Diese Menschen will die “Tagesschau” nun auch erreichen.

Die „Tagesschau" hat ein neues Inklusionsangebot entwickelt
Die „Tagesschau" hat ein neues Inklusionsangebot entwickeltImago / IPON

Die „Tagesschau“ startet ein neues Inklusionsangebot: Montags bis freitags gibt es seit Mittwoch (12. Juni) jeweils eine „Tagesschau in Einfacher Sprache“. Das Angebot richtet sich an Menschen mit Lese-, Lern- oder Hörschwierigkeiten sowie an Personen mit geringen Deutschkenntnissen, wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) in Hamburg mitteilte. Die Sendung ist um 19 Uhr auf Tagesschau24 zu sehen und steht auf tagesschau.de und in der ARD Mediathek bereit. Zum Nachhören gibt es sie in der ARD Audiothek. Die Universität Hildesheim begleitet das Projekt.

„Etwa 17 Millionen Menschen in Deutschland zwischen 18 und 64 Jahren lesen und schreiben laut LEO-Studie auf Vierte-Klasse-Niveau oder schlechter. Diese Menschen wollen wir für unser Angebot gewinnen“, sagte Sonja Wielow, Projektleiterin „Tagesschau in Einfacher Sprache“. Laut NDR ist es bundesweit das erste tagesaktuelle Fernsehnachrichtenangebot dieser Art.

„Die Texte setzen wenig Wissen voraus und werden langsamer gesprochen“

Marcus Bornheim, Erster Chefredakteur von „ARD-aktuell“, erläuterte, als Grundlage für die Sendung in sogenannter Einfacher Sprache dienten die regulären „Tagesschau“-Ausgaben. Die Themen seien die gleichen, die Meldungen und Beiträge würden aber völlig neu formuliert. „Die Texte setzen wenig Wissen voraus und werden langsamer gesprochen.“

Die „Tagesschau“ wird in der Gemeinschaftsredaktion „ARD-aktuell“ produziert. Diese ist beim NDR in Hamburg angesiedelt.

Kulturelle oder bildungsbedingte Herausforderungen werden berücksichtigt

Laut Wielow geht es beim Texten in Einfacher Sprache „nicht nur ums Übersetzen, wie von einer Sprache in die andere“. Es würden auch kulturelle oder bildungsbedingte Herausforderungen berücksichtigt, vor denen Menschen der Zielgruppe häufig stünden. „Viele beschäftigen sich nämlich nicht mehr mit Nachrichten, weil sie sie nicht verstehen können. Deshalb erklären wir den Hintergrund einer Nachricht, bevor wir zur eigentlichen Neuigkeit kommen.“

Isabel Rink von der Universität Hildesheim sagte: „Sprache ist Teilhabe.“ Angebote in Einfacher Sprache seien eine Voraussetzung für den selbstbestimmten und chancengleichen Zugang zur Informationsgesellschaft. „Nur wenn ich verstehe, kann ich auch mitreden und mitmachen – teilhaben an Diskursen.“