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Synode der EKBO: Es spielt die Kirchenmusik

Auf der Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, die am 19. November startet, geht es um die Kirchenmusik. Auch sie hat Zukunftssorgen.

Einige der rund 2000 Singenden bei den Proben von "Bethlehem"
Einige der rund 2000 Singenden bei den Proben von "Bethlehem"Jens Schulze

Bei der Jugendsynode im vergangenen Herbst gaben junge Menschen den Ton an – bei der ­Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) vom 19. bis 22. November wird es ein ­Synodenchor unter der Leitung von ­Kirchenmusikdirektorin Cornelia Ewald, Landessynodale und Kirchenmusikerin der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Berlin-Lichtenberg, sein. Ihr war immer wieder auf­gefallen, wie kräftig und mitreißend auf der Synode gesungen wurde. Etwa 35 Frauen und Männer haben sich für den Projektchor gemeldet. Sie werden mehrmals proben, um dann am Samstag vor den Synodalen aufzutreten.

Auf der kommenden Synode wird die Kirchenmusik Schwerpunktthema sein. Rund 9800 Frauen und Männer singen laut einer ­Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) von 2023 in  470 Kirchenchören in der Evange­lischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. In etwa 212 Posaunenchören musizieren 2405 Menschen. „Die Musik gibt den Menschen etwas“, sagt Cornelia Ewald: Gemeinschaft, Wohlbefinden, Sinn. Kirchenmusik verbinde mit dem Evangelium und ist Ausdruck des eigenen Glaubens. Das ­bestätigt die Studie zur „Sozioreligiösen Relevanz der Kirchen­musik“, die 2022 von der evangelischen Zukunftswerkstatt midi und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) veröffentlicht wurde. Kirchenmusik, so das Ergebnis, leistet einen wertvollen Beitrag nicht nur für das kirchliche Leben, sondern auch für die Gesellschaft.

Berlin: Kirchenchöre sind beliebt

„Das Bedürfnis zu singen und zu musizieren ist da“, sagt Cornelia Ewald – bei allen, egal ob Kirchenmitglied oder nicht. In Berlin sei die Sehnsucht nach Kultur groß. Trotz der über 2000 Chöre seien besonders Kirchenchöre gefragt. Kirchenmusik bietet eine wichtige Möglichkeit, kirchenferne Menschen zu erreichen – als Mitsänger oder Konzertbesucher.

Damit das gelingt, braucht es gut ausgebildete Kirchenmusiker*­innen. In der EKBO arbeiten derzeit rund 190 haupt­berufliche Kantor*-innen sowie zahlreiche nebenamtliche und ehrenamtliche Kirchenmusikerinnen und -musiker. Eine Bestandsaufnahme wird Landeskirchenmusiker Gunter Kennel, Leiter der Arbeitsstelle für Kirchenmusik der EKBO, auf der Synode am Freitag geben. Insgesamt sei die Kirchenmusik in der EKBO gut auf­gestellt, meint Ewald – überall gebe es erreichbare Angebote. Nachwuchssorgen habe sie dennoch. „Wir haben nicht mehr so viele ­Bewerberinnen und Bewerber.“

Kirchenmusiker seien weit mehr als Musiklehrkräfte, betont sie. An Hochschulen speziell für Kirchenmusik werden sie auch in theologischen und gemeindepädagogischen Fächern ausgebildet. Von ehrenamtlich Engagierten könne man nicht erwarten, das Niveau hauptberuflicher Arbeit zu sichern. Darin  sieht auch der Ständige Ausschuss für Theologie, Liturgie und Kirchenmusik der Landessynode eine Gefahr, sagt Cornelia Ewald, die selbst Mitglied im Ausschuss ist.

Die Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen warnte kürzlich in einem Offenen Brief vor einem wachsenden Mangel an professionellen Kirchenmusiker*innen. Der Bedarf bleibe hoch, könne aber derzeit schon nicht mehr durch die vorhandenen Ausbildungsplätze an staatlichen wie kirchlichen Musikhochschulen gedeckt werden. Einsparungen wären fatal.

Kirchenmusikern eine Stimme im Kirchenvorstand geben

Der Ständige Ausschuss befasst sich schon seit Längerem mit der Zukunft der Kirchenmusik. Besonders die Nachwuchsarbeit im Chorbereich müsse gestärkt werden, meint Ewald: „Gerade auf dem Land ist das eine große Chance, weil es dort weniger kulturelle Angebote gibt. Wer schon als Kind im Chor gesungen hat, wird das sein Leben lang tun.“ Junge Stimmen werden bei der Synodentagung zu hören sein – die Kinderkantorei  der Singschule Prenzlauer Berg unter der Leitung von Christiane Rosiny wird am Freitagnachmittag auftreten. Darüber hinaus fordert der Ausschuss, Kirchenmusiker stärker in kirchliche Entscheidungsgremien wie den ­Gemeindekirchenrat einzubinden. „Dann verstehen alle besser, was die Mitarbeitenden tun und was sie brauchen, um ihre Arbeit gut zu machen“, sagt Ewald.

Ihr Berufsbild sei komplex: Neben musikalischer Arbeit ge­hören Organisation, Planung und Gemeinde­arbeit dazu. Rund 80 Prozent ihrer Arbeitszeit gehen dafür drauf. Auch auf kreis- und landeskirchlicher Ebene sollte man erwägen, die Berufsgruppe paritätisch abzubilden. In der Landessynode ist Cornelia Ewald die einzige für die Kirchenmusik Berufene. „Es kann niemand im Alleingang die Kirchenmusik hochhalten.“

Unterwegs im Advent: Die Blechbläser kommen! Unter dem Motto „Musik tut der Seele gut“ schickt der Kirchenkreis Berlin-Südost Trompeten, Posaunen, Tuba und Hörner los, auf einem geliehenen Cabrio-Bus der DB-Regio
Unterwegs im Advent: Die Blechbläser kommen! Unter dem Motto „Musik tut der Seele gut“ schickt der Kirchenkreis Berlin-Südost Trompeten, Posaunen, Tuba und Hörner los, auf einem geliehenen Cabrio-Bus der DB-RegioKirchenkreis Berlin Süd-Ost

Auch über strukturelle Regelungen denkt der Ausschuss nach, welche Möglichkeiten es geben könnte, bei kommenden Einsparungen gute Mitarbeitende langfristig zu halten. „Wir sind noch zu keiner Lösung gekommen“, räumt Ewald ein.

Für eine nachhaltige Außenwirkung erhofft sie sich, dass es mehr kirchenmusikalische Großveranstaltungen gibt. An Ideen fehlt es nicht: Der Bläserbus, der zur Adventszeit Seniorenheime, Krankenhäuser und öffentliche Plätze besucht, ist bereits in fünf Berliner Kirchen­kreisen unterwegs. Ewald träumt von einem großen Weihnachtssingen, mitten in Berlin, auf dem Alexanderplatz – mit Bläsern und Kirchenchören. „So können wir zeigen, dass wir ein lebendiger, moderner Player im kulturellen Leben dieser Stadt sind.“