In der Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz ist es zu einer kontroversen Grundsatzdebatte über den tiefgreifenden Umbau der Landeskirche („Priorisierungsprozess“) gekommen. Mehrere Synodalen äußerten am Freitag in Speyer ihr großes Unbehagen darüber, im Mai 2025 über einschneidende Einsparmaßnahmen entscheiden zu sollen. Fraglich sei, ob der Reformprozess überhaupt fortgeführt werden sollte.
„Es gibt ein großes Grummeln, wir sind nicht sicher“, sagte der Speyerer Dekan Arne Dembek in einer Aussprache über den Reformprozess. Viele Synodale fühlten sich unter Zeitdruck gesetzt, auch wenn die Kirche ohne mutiges Handeln „auf das Abstellgleis gestellt“ würde. „Wir haben richtig Angst, uns dafür zu entscheiden, sagte Pfarrer Christopher Markutzik aus Grünstadt. Die Synodalen müssten auch bereit sein, “nein zu sagen, weil sie nicht überzeugt sind”.
Im eingeschlagenen Reformprozess stehe die Wirtschaftlichkeit über allem, kritisierte die Germersheimer Synodale Barbara Schleicher-Rothmund. Durch die hohe Geschwindigkeit bestehe die Gefahr, die Kirchenmitglieder auf dem Weg zu verlieren, sagte Schleicher-Rothmund, die auch rheinland-pfälzische Bürgerbeauftragte ist. Bei drastischen Einsparungen werde es kaum mehr kirchliche Gestaltungsspielräume geben, warnte der Landauer Dekan Volker Jahnke. Er hatte den Reformprozess der Pfälzer Kirche vor zwei Jahren angeregt.
Zu einer Transformation der Landeskirche gebe es keine Alternative, betonte hingegen der Pirmasenser Dekan Ralph Krieger. „Nix machen geht nicht mehr.“ Auch die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst mahnte angesichts großer Herausforderungen für die Kirche ein mutiges Handeln ein. „Die fetten Pflöcke werden wir einrammen müssen, sonst wird uns die Zeit davonlaufen“, sagte Wüst.
Der Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius, rief die Pfälzer Kirche zu engeren Kooperationen auf. Durch gemeinsames Handeln könnten in den beiden unter Mitgliederschwund und Spardruck leidenden Landeskirchen Ressourcen freigesetzt werden, sagte Pistorius in einem Grußwort. Auch in der Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt könnten beide Kirchen enger zusammenarbeiten.
Im Zuge ihrer bis 2035 angelegten Reformen will die rund 443.000 Mitglieder zählende Pfälzer Kirche vor dem Hintergrund zurückgehender Mitgliederzahlen und finanzieller Mittel mindestens 45 Prozent ihres Haushalts – rund 60 Millionen Euro – einsparen. Die Synode will auf ihrer kommenden Frühjahrstagung im Mai 2025 beschließen, welche Arbeitsbereiche in welcher Höhe von Einsparungen betroffen sein werden.
Am Freitagnachmittag wollten die Synodalen über die Fortführung des digitalen Projektes „Philippus“ zur Mitgliederkommunikation in der Landeskirche sowie des Segensbüros „Blessed.Pfalz“ in Speyer für die kommenden zwei Jahre entscheiden.