Die Friedrich-Schiller-Universität Jena erinnert am Samstag mit einem Symposium an die Opfer der NS-Rassenkunde. Damit solle den hunderttausenden, oft namenlosen Opfern eine Stimme gegeben werden, teilte die Hochschule am Dienstag mit. Bis heute seien die körperlich und geistig beeinträchtigten Menschen, die während der NS-Zeit getötet oder zwangssterilisiert wurden, kein Teil der etablierten Erinnerungskultur.
Der Biologiedidaktiker Karl Porges forderte, die Themen Rassismus und Eugenik zwingend in die Lehrpläne der Schulen aufzunehmen. Noch heute zeigten sich die Spuren jahrzehntelangen Verdrängens der NS-Eugenikverbrechen. Nur wenige Menschen wüssten, was damals in den Krankenhäusern, Gesundheitsämtern, Heilanstalten, Kinder- und Fürsorgeheimen geschehen sei.
Auf dem Symposium sollen nach Angaben der Hochschule erste Ergebnisse des Ende 2022 initiierten Projekts „Beredtes Schweigen“ vorgestellt werden. Unter anderem sollen vergessene Orte der NS-Eugenikverbrechen und die Lebenswege Betroffener sichtbar gemacht werden. Zudem sollen pädagogische Angebote dazu anregen, die eigenen Denkweisen über sowie den Umgang mit Kranken und Menschen mit Beeinträchtigung zu reflektieren.
Der Jenaer Biologiedidaktikers Uwe Hoßfeld erinnerte daran, dass der „Rassenwahn“ in Thüringen bereits vor der NS-Zeit begonnen habe. Er verwies dabei auf den Jenaer Mediziner und Hochschullehrer Ernst Haeckel (1834-1919), der bereits von verschiedenen Menschenrassen gesprochen habe.